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Regenstein / oder Reinstein /

Ein Schloß / nahend Blankenburg / vnd Quedlinburg / beym Hartz / gelegen / von welchem / vnd der zugehörigen Graffschafft / (so der Zeit Herrn Graff Wilhelmen von Tättenpach etc. zuständig / oben bey Blankenburg / vnd in dem Theil von dem Ober-Sächsischen Craisse / gesagt worden ist. Es soll gedachtes Schloß / wegen seines wundersamen Gebäws / wol zu sehen seyn; welches sich / im Jahr 1182. in dem Krieg / wider Hertzog Heinrichen den Löwen zu Sachsen / an Keyser Friederichen den Ersten ergeben hat. In einem Anno 1649. von einem hohen Ort / vns zukommenen Bericht / stehet also: Der alte Reinstein ist / von vnterst / biß zu oberst / in / vnd durch einen Felsen gehauen; der Felß an sich selbst ligt auff einer sandigten ebene / sehr mächtig hoch / vnd streckt sich zur lincken Hand / wol ein Canonschuß lang / in einem ganzen Tractu ins Feld hinauß / voller überauß hohen Spitzen / welches nicht anders von fernen / als eine Statt voller Kirchspitzen / anzusehen ist. Gedachter Reinstein soll der alten Graffen von Reinstein Stammhauß gewesen seyn / welche endlich / zun Zeiten der Fehde / wegen ihrer übermachten Räuberey / von den Benachbarten / mit Gewalt vertrieben worden / also / daß der Letzte / so darauff gewohnt / bey Eroberung deß Orts / durch ein natürlich Felßloch / welches gleich einem außgehauenen Fenster / vnd weit höher ist / als weit / vnd brait da herumb kein Kirchthurn (deren es doch sehr viel / vnd schöne / deren ends gibt) zu finden / sich herunter lassen wollen / mehr nit / als einen Schenckel / gebrochen / vnd darüber gefangen / vnd ins Elend verwiesen worden. Alle Keller / Ställe / Gemächer / Träppen / Pasteyen / wie auch eine Capell / ist alles von lautern gehauenen Steinen / vnd das geringste Mawerwerck daran nicht zu verspüren / geschweige einig Gehöltz. Ist mit Moß / vnd Gesträuß sehr zugewachsen. Vnter ermelter Capell / ist noch ein alte Grufft / voller zusammen gelegter Steine / wann man deren etliche herauß langt / vnd überseits legt / vnd nur ein wenig davon gehet / findet man sie so bald wieder an vorigem Orte ligen. Man sagt auch für gewiß / daß zu weilen / vnd sonderlich vmb die Mittagsstunde / auff diesem Hause / sonderlich vmb dieses Gewölbe / ein Schall vieler Schellen / oder als ein Gehämmer vieler Schmiede / gehört worden.


Reimbeck / oder Reynebeck /

An der Bille / zwischen Hamburg / vnd Tritou / weyland ein Closter / so Anno 1530. die Nonnen allda / in Abwesenheit ihres Probsts / D. Detloff Reventlowen / dem König Friderico I. in Dennemarck / als Hertzogen zu Holstein / mit aller Zugehör / übergeben / vnd bey ihrem Abzug / zum Valet / ein herrlich Panket gehalten / getantzt / Fenster / Tisch / vnd Bäncke / entzwey geschlagen / vnd mit Frewden davon gezogen seyn; wie Helduaderus, ein Schleßwiggischer Theologus, vnd Mathematicus, in seiner Sylva Chronologica, berichtet.

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_200.jpg&oldid=- (Version vom 19.1.2023)