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an die Hertzogen zu Sachsen kommen; wie davon in dem Theil dieses vorhabenden Wercks / oder Topographiae Germaniae, so von dem OberSächsischen Craisse handelt / Bericht geschehen ist: vnd mögen auch vorernante / Dresserus, p. 416. seq. vnd Werdenhagen / part. 2. c. 21. fol. 150. gelesen werden.

Wir solten nunmehr auch etwas sagen / was allhie insonderheit zu sehen; weilen aber durch die / im Jahr 1631. beschehene Erober- vnd Verwüstung dieser Statt / von welcher hieunten / das meiste darauff gangen; so kan der Leser /von vnterschiedlichen Sachen / wie auch von dem oberwehnten Hirsch / sich im 1. Theil deß Teutschen Raißbuchs / p. 127. seq. Berichts erholen. Es ist gleichwol die Hauptkirchen / oder der Dom / stehen geblieben / in dessen Chor offthöchstermelter Keyser Otto I. sein Grab / darauff ein glatter weisser gestriemter Marmolstein ligt / haben thuet. Der hohe Altar ist von einem ganz roth gesprengtem Marmolstein / 9. Eln lang / 4. brait / vnd ein Eln dick. Vnd wird in diesem Chor auch eines Ertzbischoffs Grabe gewiesen / welches / wie ingleichem der Tauffstein / von solcherley gantzem rothen Stein ist. Vor dem Chor stehet deß H. Mauritii, als Patronen dieser Kirchen / Bildnuß / von Marmor / mit der Jahrzahl 1467. so in einer Hand einen Schild / darinn der Schwartze Adler gemahlet / vnd / in der andern / einen Fahnen hält; den man sonst recht schwartz / wie einen Mohren / mit einem weissen / oder gläntzenden Harnisch / mahlen thuet. G. Braun / im ersten Theil seines Stättbuchs / schreibet / daß deß besagten H. Moritzen Fahne Jährlich allhie gewiesen werde. Er sagt auch / daß deß H. Florentini Cörper allda lige; vnd daß man glaube / es werde daselbst einer von den sechs steinern Krügen / so bey der Hochzeit zu Cana in Galilaea gebraucht worden / auffbehalten; dessen Materi von Marmor / vnd durchscheinend seye / vnd so viel Weins halte / als ein Pferde tragen könte: Der andere / vnd kleinere Krug / wolle man / seye zu Hildeßheim; vnd der dritte zu Cölln / von weissem Marmor / in der ansehenlichen S. Vrsulae Kirchen. Aegidius Gelenius, de magnitudine Colon. lib. 3. Synt. 47. berichtet / daß / nach obgedachter Einäscherung dieser Statt / der Herr von Sintzich / Dechant allhie / dem Obristen Bertramo von Quadt / deß H. Godefridi, oder Gotthardi Haupt / so in der Mauer dieses Doms gewesen / geschenckt habe; so jetzund zu Cölln / in S. Agnetis Kirchen / dabey das Franciscaner Closter strictioris Observantiae, ins gemein ad Olivas genant / auffbehalten werde. Der geweste Domdechant / Herr Ludwig von Lochau / hat / in dem besagten Dom / ein schöne Gedächtnuß / auß Alabaster künstlich gearbeitet. Der schöne Predigstuel ist Anno 1597. vnd die grössere Orgel (dann es deren zwo) Anno 1605. gemacht worden. Ist ein schönes Werck / so fern es anders in der Belägerung vnversehrt geblieben / vnd hat sehr viel Register: die gröste Pfeiff ist 32. Schuch lang / vnd so dick / daß ein Mann solche nicht wol vmbfassen kan. Es werden auff einem der zween von Quaderstücken gebauten hohen Thürnen dieser Ertzbischofflichen Kirchen 430. Staffel gezehlet: das übrige von solchem Dom / ist oben allberait / auß Pomario einkommen. In einem von einem hohen Ort / Anno 1649. vns zukommenem Bericht / wird folgendes gemeldet: Vnter andern ist im Chor / eine überauß lange / von einem gantzen Marmelstück sehr schöne Taffel / vnd darbey / ebenfalls von grossem Marmelstein stück / außgehauenes Epitaphium, darunter ein Römischer Keyser begraben ligt. Vnweit hiervon seynd 2. Gewölbe / oder Keller / bey einander / der eine ist ganz finster / vnd kan kein Liecht darinn brennen / da man doch da keine Lufft spüret / so solches außbläst: In dem andern ist es zwar liecht / vnd brennt auch Liecht darinn / so mans anzündet; man fühlet aber einen stätigen Wind / vnd brausen / darinnen / wie eines grossen Wassers / man kan aber gantz nichts sehen / oder vernehmen / wo solches herkomme. In dieser Kirche ligt auch ein Landgraff von Hessen / so vor Alters Ertzbischoff allhie

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Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_171.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)