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vnd Wasserkunst bequem / vnd nutzbarlich gebraucht wird.

Mons. Der Weinbaw vnd Weinberglein / deß Landesfürsten / der Bürger vnd Einwohner vmbher.

Pax. Friede. O wolte Gott / daß es jmmer wehrete! Dadurch zugleich die Einigkeit der Bürger vnd Einwohner / vnd so vieler vnterschiedener Gerichte Ordnung vnd Handbietung gemeynet.

Merx. Wegen der fürnehmen benachbarten Stätte / vnd stättigen Saltzabfuhre / mancherlei Wahre / Nahrung vnd Handwercke / so einer solchen Volckreichen Statt von nöthen.

Grex. Der berühmten Schulen / Lehrer vnd Zuhörer / Schüler vnd Knaben / frembder vnd einheimischer / so da vnterhalten vnd erzogen werden.

Vox. Die lieblichste vnd künstlichste Vocal: vnd instrumental. Hof- vnd Statt-Musica.


Halberstatt / Hemipolis.

Dieser Bischofflichen / vnd Hansee-Statt Nahmen / führet Bertius her von der Elb / vnd Ora / so da zusammen kommen sollen; da doch die Ora über sieben Meilen von dieser Statt laufet / auch die Elb dieselbe nicht berühret / vnd das Wasser / so allhie durchrinnet / vnd auß dem Hartzwald kommet / vnd sich vnterhalb Gröningen in den Fluß Bode ergeusset / vnd mit solchem in die Sala kommet / die Oltemia, Holtema, oder Holtheim / genant wird. Aber dem gedachten Bertio, ist solches zu gut zu halten; weiln Ihn / sonders zweifels / Caspar Bruschius cap. 13. de Episc. Germ. pag. 224. vnd Schopperus, part.3. Chorogr. cap. 6. p. 786. verführet haben werden; die an den berührten Orten gleicher Meynung / vor ihme / gewest seyn. Dresserus erachtet / daß Halberstatt so viel / als Alberti Statt / heissen solle. Aber Joh. Angel. à Werdenhagen sagt / daß der Nahm daher komme / weiln diese Statt anfangs viel grösser vmbfangen / vnd kaum der halbe Theil davon recht außgebawet worden / wie man noch Merckzeichen der ersten Außzirckung / gegen Morgen / sehe. Es ligt dieser Ort sehr wol / vnd auff einem gantz fruchtbaren Boden / also / daß die Halm vom Getraide über einen Reiter raichen thun. Mitten in der Statt hats einen Hügel / vnd oben auff ein schöne weite Ebne / auff welcher zwo Kirchen / vnd der Domherren Häuser / stehen. Der Dom / oder die Hauptkirch zu S. Stephan / ist von schönen Quaterstücken / mit 2. Thürnen / erbawet; darinn ein Domher liget / Nahmens Joh. Semeca Theutonicus, anno 1245. gestorben / von welchem viel wunderliche Sachen erzehlet werden. Zum Haupte / vnd Füssen / seines steinern Grabs / stehet ein Engel / vnd dabey dieses:

Est, erit, atque fuit, qui desiit esse Johnnes,
Dogma tuum viguit, florebit omnibus annis.
Lux Decretorum, Dux Doctorum, via Morum,
Hîc jacet, et placet, ut vacet à poenis Miserorum.

In diesem Dom / (der inwendig ziemlich finster / außwendig aber / an den Pfeilern etliche merckliche Statuas, vnd oben in der Kirchen / hinterm Chor / S. Mariae Bildnuß / mit 72. deren zugeeigneten Ehren-Tituln /) hat Riddag von Wenden / deß Jahrs 1489. gegen Erlegung einer gewissen Summa Gelts / angeordnet / daß alle Freytag die grössere Glock / so Canta-bona genant wird / vmb eilff Vhr Vormittags / solte geleutet werden; damit / durch dieses Zeichen / Gottseelige Leuthe ermahnet würden / dem Sohn Gottes / für sein bitters Leyden vnd Sterben / nach einem / oder zwey Vatter Vnser / Danck zu sagen; wie Meibomius, in Chron. Riddagshus. pag. 68. bezeuget. Wie man / vor zeiten / allda / einen büssenden Sünder / von der Kirchen außgeschlossen / vnd wieder zu Gnaden angenommen / da findet man beym gedachten Bertii. lib. Comment. Rerum Germ. p. 565. In dieser Kirch ist auch

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_119.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2022)