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Hagenau /

Im Hertzogthumb Mecklenburg / gegen dem Lande Sachsen Lauenburg / vnd an einem in den Landtafeln vnbenamsten Wasser / gelegen; allda / wie Reckman in der Lübeckischen Chronick / pag. 229. sagt / viel Multen / vnd Schüsseln / gemacht werden / vnd / von welchem Ort / die Hagenowsche Heyde den Nahmen hat.


Halle / Hala.

Diese in Sachsen / vnd Ertzbistumb Magdeburg / an der Sala / in einer zimblichen weite gegen Mittag / vnd vom Abend auff einem erhöchten Ort / von lustigem anschawen / 5. Meilen von Leipzig / 11. von Magdeburg / vnd 8. von Wittenberg / gelegene Statt / hat den Nahmen von den Saltzbrunnen / vnd Saltz / so Griechisch άλος, oder άλς, heissen thuet; wiewol Goropius Becanus, in seinen Hyperboreis, solches Wort auß der Cymbrischen Spraach herführen will. Vnd diese / über die massen nutzbare Saltzbrünne / seyn / noch vor Christi Geburt / von den Hermunduris, einem Schwäbischen Volck / erstlich erfunden worden; deren Fürtrefflicheit / als sie den benachbarten Völckern kundbar worden / verursacht hat / daß Sie denselben nicht anders / als den Goldgruben / gar starck nachgesetzt haben. Daher die Catti, so man jetzt Hessen nennet / im Jahr deß HERRN 60. damit Sie solches Saltzwasser an sich brächten / die gedachte Hermunduros mit Krieg angegriffen / von denen Sie aber überwunden / vnd geschlagen worden sind. Mit der Zeit / haben die Wenden / so sich hin vnd wieder außgebraitet / auch hieher begeben / vnd die Hermunduros von dannen vertrieben / vnd diesen Ort Dobrebora / oder Dobresoël / das ist ein gutes Saltz / genant. Keyser Carl der Grosse / hat hernach Anno 806. Hal / der Graffschafft Wettin an der Sala / vnd Graff Witikindo dem Jüngern / den Er zu Zorbeck / den Wenden zum Oberhaupt / gesetzt / zugeaignet: Aber folgends / hat Keyser Otto der Erste / diesen Ort / sampt dem Saltzwesen / seinem newen Bistumb Magdeburg / gegeben / vnd desselben Sohn / Keyser Otto der Ander / der solchen Ort gar lieb gehabt / allda eine Freystatt zu bawen angefangen / den vorigen Wendischen Nahmen wieder abgethan / vnd daß dieser jetzige derselben forthin gegeben werden solte / angeordnet. Nach welcher Zeit / diese Newe Statt gewaltig zugenommen hat. Es seyn aber da vier Saltzbrünne / (darunter der fürnemste der Teutsche Brunn genennet wird) in deren Begriff herumb 107. (Einer hat nur 103.) Hütten / oder Kott / stehen / in deren jeder eine weite Pfanne / aber über eine Spannen nicht tieff / vnd von eisern Blech gemacht ist / in welcher Tag / vnd Nacht 10. Saltzscheiben / oder Stück / gesotten werden / die so groß / daß ein Mann eines ertragen kan / vnd vmb einen Gülden jedes gegeben wird. Kein Saltz-Juncker hat mehr / als eine Pfannen / oder Kott; bißweilen gehören wol 2. oder 3. zu einer / nach Lehenrecht. Vnd hat der Ertzbischoff zu Magdeburg / alle Wochen / über 500. Rheinische Goldgülden / ordinari Einkommens / darvon; welche Goldgülden / in einem gewissen verglichenen Tax / seinem Saltzvogt / den Sie den Saltzgreven / von dem Saltzgericht / (in welchem die Sachen / das Saltzwesen angehend / abgehandelt) nennen / erlegt werden. Alle Jahr wird / zu Eingang deß Osterfests / biß vmb Mitternacht / 12. Stunden lang / das Saltzwasser / jedem Armen / auch den Bawersleuten / vmbsonst gegeben; vnd glaubet das gemeine Volck / daß es dem Vieh / wann es solches trincket / an statt

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_111.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)