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Flensburg / Flensborch /

Von dieser Statt schreibet Andreas Angelus, im dritten Capitel seiner Holsteinischen Stätt-Chronick / also: Die Statt Flenßburg / von den Gelehrten Flenopolis genandt / hat den Namen von ihrem Erbawer Flenone, daß es so vil sey / als Flenonis Burg: Von dessen Ankunfft aber / vnd Geschichten / man nichts bey den Historien-Schreibern findet; wie auch diese nachfolgende Verßlein außweisen / die also lauten:

Me Fleno struxit vicino in littore Ponti,
Nota satis non est cujus origo viri.

Ligt im SuderJudland / welches auch ein Theil ist deß Hertzogthumbs Schleßwick / vnd heißt die Gegend Angelen / darauß die Engelländer / wie ire Historien-Schreiber selbst bekennen / ihre Ankunfft / vnd Vrsprung haben / welches auch der (Königische) Statthalter (von Ranzaw) hin vnnd wieder in seinen Tractaten / claris argumentis, et rationibus demonstrirt / an einem gelegenen Arm / vnd Anfurt der Ost-See; daher auch ein herrlicher Kauffhandel / von mancherley Waaren / allda ist. Die Longitudo ist 28. Grad / vnnd 18. Minuten; die Latitudo 56. Grad / vnd 7. Minuten. Im 1288. Jahr / nach Christi Geburt / (etliche setzen das 1284) hat Sie Hertzog Woldemar in Judtland mit Stattrecht bewidmet: Graff Nicolaus aber zu Holstein / Graffen Gerhardi deß Dritten Sohn / vnnd Graff Heinrichs deß Eysern Bruder / hat wider die Dännemärcker den Berg zu Flenßburg befestiget / vnd den Bürgern daselbst erlaubet / daß Sie eine Mawr vmb die Statt herumb führen mochten; wie beyde / Kranzius lib. 10. Saxoniae, cap. 9vnd Henninges, in seinen Genealogiis, bezeugen. König Erich in Dännemarck / geborner Hertzog in Pommern / ließ einen sehr tieffen Graben herumb führen; wie er noch heutiges Tages zu sehen ist; hieß auch die Mawer erheben / vnd den Berg / so nahe dabey war / mit einem Graben verwahren. Krantzius schreibet / an jetzt gedachtem Orte / daß König Woldemar von Dännemarck / diese Statt / da dieselbe noch offen / vnnd vnverwahret gewesen / offt belagert habe: Ob Er sie aber auch gewonnen / zeyget Er nicht an. Da vorgedachter König Erich / Graff Heinrichen in Holstein / der seines Bruders / Hertzogen Gerhards / Söhne / Vormund war / mit harten Dräwworten / die Statt Flenßburg / als ein Pfandschilling / abgetrungen / vnnd gedachter König dieselbe / auß seinen Händen nicht wieder lassen wolte / vnangesehen / daß solches der Graff / neben den andern Vormunden / mit Darlegung der Eilff ta/usent Gulden / darfür die Statt versetzt war / bittlich begehret / trachteten die Holsteiner mit allem Fleiß darnach / wie Sie dieselbe möchten wieder eingewinnen / darumb / daß Sie zu den Handthierungen zu Wasser vnnd Lande / wol gelegen war. Erich Krununendik / der Ritter / nahm etliche Knechte zu sich / vnnd kam hinein / auff der Seiten / da Sie nach dem Meer gelegen: Er kam erstlich vnter die Mönche / vnnd nahm darnach die Statt leichtlich ein: Jedoch nahmen die Königischen den Berg ein / vnnd nach dem die Schiffe auß Dännemarck auch ankamen / stürmeten Sie davon auff die Statt zu; die aber doch von den Holsteinern / so darinne waren / tapffer geschützet / vnnd den Jungen Hertzogen auffgehalten ward / in welcher Gewalt sie hernach blieb. Nachmals machte sich der König wider dran / vnd bekriegete sie: Die Hertzogin aber / der Jungen Herren Mutter / Hertzog Gerharts deß Dritten nachgelassene Wittwe / forderte die Brüder / die Hertzogen von Braunschweig / zu Hülffe / vnnd that ihm Widerstand. Also ward darnach die Sache nicht mehr mit Kriegen / sondern auff Handlung vorgenommen / vnd also vertragen / daß der König zusagte / er wolte den Berg / sampt der Statt / den Holsteinern

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Saxoniae Inferioris. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1853, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Saxoniae_Inferioris_(Merian)_080.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)