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Es ist Snob in Heinrich Mann, Blasé, Dilettant; aberWilde. Flaubert. Heyse. auch Größe, die wild hinauslangt über die ausbalanzierte Bürgerwelt und den gesicherten Literaturhorizont seines reputierlichen Bruders, der als kleiner Bürgerkosmos sich um sich selbst dreht, reinlich und zweifelsohne, wo Heinrich sein Chaos versprüht. Aber jeder Kosmos ist dem Geiste aus schöpfbar. Irrationales allein kann neue Welten gebären...

4. Parabase.

Man wird jedenfalls nicht versäumen, anzunehmen, daß diese Psychologisierung der Brüder Mann eine durch „persönliches Ressentiment“ beeinflußte Voreingenommenheit berge.

Es scheint mir daher gut, darauf hinzuweisen, daß dieses Kapitel 1906 am 27. November, nachts, nach einer Begegnung mit Herrn Heinrich Mann skizziert worden ist. Man findet es zum größeren Teil gedruckt in der Göttinger Zeitung vom 28. November 1906.


Viertes Kapitel.

Die Neu-Münchener Schule.


Tomi, der lachende Erbe einer alternden Welt, gemahnt durchaus nicht an Oskar Wilde. Er gemahnt noch viel weniger an den großen Flaubert. Er gemahnt gleichfalls nicht an Newton oder Napoleon. An ersteren nicht, weil er der Mathematik nur in Gestalt der Millionen seines Schwiegerpapas ein subtrahierendes Interesse entgegenbringt. An letztern nicht, weil ihm eine bairische Dampfnudel entschieden lieber ist, als die schönste Kanonenkugel. Aber er erinnert an München und an Paul Heyse. –


2.

Jene Münchener Stilschule, welche von Ueberlieferungen der deutschen Klassiker ihr Licht empfängt, wie der Mond von der Sonne,... jenes buchliterarische Epigonenschülchen mondsilberner Hellenisten,... alle die aussterbenden, besseren Kostkinder aus der ehemaligen Münchener Kleindichterbewahranstalt, (mit der einst König Max sein bierbairisch Heilas gründete),.. unsere hochverehrten Grosse, Lingg, Geibel, Wilbrandt, Jensen, Heyse – sie mögen in Thomas Mann ihren lieben Sohn, ihren jungen Thronerben grüßen! Eine