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Belgischen, Griechischen, Holländischen, Schwedischen, Toskanischen und Kaiserl. Oesterreichischen Medaille pro literis et artibus,

geboren am 16. Jan. 1815 zu Lengenfeld im sächs. Voigtlande als der Sohn eines dasigen Arztes, besuchte zuerst das Gymnasium zu Plauen, bezog 1834 die Universität Leipzig, promovirte 1838, habilitirte sich 1840, reiste sodann mit Unterstützung der K. Sächs. Regierung nach Paris um eine Reform des Neu-testamentlichen Textes anzubahnen und entzifferte daselbst den Codex Ephraemi Syri. Hierauf bereiste er gegen vier Jahre lang England, Holland, die Schweiz und Italien, um handschriftliche Forschungen anzustellen. Von Italien aus reiste er 1844 über Malta nach Aegypten, in die Klöster der nitrischen Wüste nach dem Sinai, Palästina, Syrien, Kleinasien, Konstantinopel, durch Griechenland über Wien und München im Januar 1845 wieder heimkehrend. Von dieser Reise brachte er viele griechische, koptische und arabische Manuscripte mit und einen griechischen alttestamentlichen Pergament-Codex (Codex Friderico-Augustanus), der sich später als ein Theil des Codex Sinaiticus erwies. Im Jahre 1843 ward er Doctor der Theologie zu Breslau, 1845 außerordentlicher, 1850 Honorar-Professor und 1852 ordentlicher Professor der Theologie zu Leipzig, 1867 Geheimer Hofrath. Im Jahre 1849 bereiste er England und Frankreich, 1853 den Orient, Aegypten und Sinai zum zweiten Male, von woher er eine neue Sammlung von Handschriften und 16 Palimpsesta mitbrachte. 1854 ging er wieder nach der Schweiz, 1855 nach England und unternahm 1859 auf Kosten der Kaiserl. Russischen Regierung seine dritte orientalische Reise, von welcher er unter Anderem die älteste griechische Bibelhandschrift, den Codex Sinaiticus, nach Petersburg brachte, welcher vom Kaiser Alexander veröffentlicht ward und wegen dessen Herausgabe er vier Mal nach Petersburg reiste. Zum 1000jähr. Russischen Reichsjubiläo 1862 erschien dieser Codex in 4 Bänden (eine Handausgabe davon 1863 u. 1864 in Leipzig). Seine neuesten Reisen unternahm er im Jahre 1864 nach Paris, 1865 nach England, wo ihn die Universitäten zu Oxford und zu Cambridge durch die festliche Creirung zu ihrem Ehrendoctor of Laws und of Civil Law ehrten, 1866 nach Florenz, Rom und Neapel, um seinem ursprünglich erstrebten Ziele, eine Textreform für das Neue und für das griechische Alte Testament herzustellen, immer näher zu kommen. Am 6. Jan. 1868 feierte er das 25jähr. theologische Doctorjubiläum. In demselben Jahre ging er zum fünften Male nach St. Petersburg und ordnete mit der russischen Regierung die längst angebahnte Schenkung des Codex Sinaiticus an den Kaiser Alexander, die denn auch 1869 von Seiten der Sinaitischen Brüderschaft urkundlich vollzogen wurde. Am 27. Mai 1869 erschien ein kaiserlicher Ukas, welcher Tischendorf „in Anerkennung seiner großen wissenschaftlichen Verdienste und derjenigen um Rußland insbesondere“ in den Erbadel des Russischen Reiches erhob.


Doctrina Pauli Apostoli de vi mortis Christi satisfactoria. Praemio regio ornata. Leipzig, 1837. Hinrichs. 4½ Bgn. 10 Ngr.

Maiknospen. (Gedichte.) Leipzig, 1838. Kollmann. 8½ Bgn. 1 Thlr.

Disputatio de Christo, pane vitae, sive de loco Joh. VI, 51–59 coenae sacrae potissimum ratione habita. Ornata praemio Ammonniano. Leipzig, 1839. Köhler; 5 Bgn. 10 Ngr.

Der junge Mystiker, oder die drei letzten Festzeiten aus seinem Leben. Eine biograph. Skizze von Dr. Fritz. (Pseudon.) Ebendas. 1839. 21½ Bgn. 1 Thlr. 10 Ngr.

Die Geißler, namentlich die große Geißelfahrt nach Straßburg im J. 1349. Frei nach dem Französischen. Leipzig, 1840. Fritzsche. 6 Bgn. 10 Ngr.

Dissertatio critica et exegetica de Matth. 19, 16 seqq. Leipzig, 1840. Köhler. 172 Bgn. 5 Ngr.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Haan: Sächsisches Schriftsteller-Lexicon. Robert Schaefer’s Verlag, Leipzig 1875, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:S%C3%A4chsisches_Schriftsteller-Lexicon.djvu/354&oldid=- (Version vom 14.9.2022)