will ich nun rühmen, dieser Gnade will ich auch dich, liebe Gemeinde, empfehlen in dieser Abschiedsstunde.
„Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit Euch allen.“
Das ist mein letzter Abschiedsgruß und Segenswunsch an dich, liebe Gemeinde Rosbach.
Mit diesem Worte fängt der Apostel Paulus alle seine Briefe an, wie er auch fast alle schließt mit dem Gruße „Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, dem Vater unsers Herrn Jesu Christi.“[WS 1] Gnade, das ist Sein Erstes und Letztes, der Anfang und das Ende, die Quelle alles Heils und alles Segens, der Grund alles Trostes und aller Hoffnung. Sie ist auch das A und das O, der Anfang und das Ende von dem, was ein Christ im Leben zu lernen hat, von dem ersten Seufzer eines bußfertigen Sünders: „Gott sei mir Sünder gnädig“[WS 2] bis zum letzten Sterbestündlein, wo er sich empfiehlt der göttlichen Gnade. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi, das ist es auch, was das ganze Christentum bezeugt. Alles was wir sind und haben, sind und haben wir aus lauter Gnade. Auch unser irdisches Leben, auch das tägliche Brot, das wir empfangen, insonderheit die unvergänglichen Güter des Himmelreichs – alles ist Gnade. Wir alle miteinander bedürfen die Gnade unseres Herrn Jesu Christi. Fehlt uns die, dann ist unser Leben verloren, dann sind alle anderen Güter ohne Wert, dann bleiben wir ohne Trost und ohne Hoffnung. Kein Verdienst eigener Werke, keine noch so glänzenden Tugenden und Vorzüge, kein eigenes Arbeiten und Ringen und Mühen kann uns helfen, das kann allein die Gnade unsers Heilandes, des Herrn, der zu uns gekommen ist aus Himmels Höhe, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist[WS 3], der unsere Sünden getragen hat am Kreuz, der uns
Anmerkungen (Wikisource)
Johannes Rudolf: Abschiedspredigt des Herrn Pfarrer Rudolf. Waldbröl 1913, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rudolf-Predigt1913.djvu/06&oldid=- (Version vom 1.8.2018)