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anklopfen – alle Thüren würden dir offen stehen, und siehe da, gleich das erste Mal bekomme ich einen Korb in schönster Form.

Tochter. Sie nehmen die Sache sehr leicht.

Liebhaber. Ich glaube nicht an den Ernst Ihres Vaters.

Mutter. Leider ist es sein vollkommner Ernst.

Liebhaber. Nicht doch! Er wird es unschicklich gefunden haben, daß er die Sache zuerst von Ihnen erfahren hat. Nach Sitte und Gebühr mußte ich um Anna werben. Das werde ich jetzt thun, und dann sagt er sicher nicht Nein.

Mutter. Er sagt’s doch! Sie kennen seine Festigkeit nicht.

Liebhaber. Das wollen wir doch gleich sehen! Ist er zu Hause?

Mutter. In seinem Zimmer!

Liebhaber. Schön! Sie wollten ausgehen – lassen Sie sich nicht stören. Wann Sie wiederkommen, habe ich das Jawort.

Tochter. Ich hoffe nichts mehr!

Liebhaber. Wie, Anna? Ich bin dir treu geblieben als Student, habe dir ein unverändertes Herz bewahrt während vierjähriger Reisen – die Welt sagt, das wäre ein halbes Wunder –

Tochter. Bin ich Ihnen nicht auch treu geblieben?

Liebhaber. Das ist die andere Hälfte – also ein ganzes Wunder – und wenn sich ein Wunder für uns zuträgt, sollten wir am Erfolge verzweifeln?

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Roderich Benedix: Unerschütterlich. J. J. Weber, Leipzig 1848, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Roderich_Benedix_-_Unersch%C3%BCtterlich_(1848).pdf/10&oldid=- (Version vom 22.11.2023)