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 XV

Wartet …, das schmeckt … Schon ists auf der Flucht.
… Wenig Musik nur, ein Stampfen, ein Summen –:
Mädchen, ihr warmen, Mädchen, ihr stummen,
tanzt den Geschmack, der erfahrenen Frucht!

5
Tanzt die Orange. Wer kann sie vergessen,

wie sie, ertrinkend in sich, sich wehrt
wider ihr Süßsein. Ihr habt sie besessen.
Sie hat sich köstlich zu euch bekehrt.

Tanzt die Orange. Die wärmere Landschaft,

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werft sie aus euch, daß die reife erstrahle

in Lüften der Heimat! Erglühte, enthüllt

Düfte um Düfte! Schafft die Verwandtschaft
mit der reinen, sich weigernden Schale,
mit dem Saft, der die glückliche füllt!


Empfohlene Zitierweise:
Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus. Insel-Verlag, Leipzig 1923, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rilke_Die_Sonette_an_Orpheus_1923.djvu/21&oldid=- (Version vom 1.8.2018)