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Die Macht des Feuers ist ja scharf und schneidend
und vernichtet rasch die Leiber.

11
Haltet es aber nicht für etwas Besonderes,

daß die Vernunft in diesen Männern unter Leiden triumphierte,
hat doch sogar eines Weibes Verstand noch ganz andere Schmerzen verachtet!

12
Ich meine die Mutter der sieben Jünglinge.

Sie erduldete ja die Folterqualen eines jeden ihrer Kinder.

13
Überleget euch doch,

wie viel verschlungen das Band der Liebe zu den Kindern ist!
Es kettet ja alles an das Mitgefühl der Liebe,

14
selbst bei den unvernünftigen Tieren;

diese haben ja das gleiche liebende Mitgefühl zu ihren Jungen,
wie die Menschen.

15
Zum Beispiel bei den Vögeln!

Da nisten die zahmen unter Hausdächern
und beschirmen so ihre Jungen.

16
Die andern hecken ihre Jungen auf Berggipfeln,

in Felsenhängen, Astlöchern und Baumgipfeln
und wehren so die Eindringlinge ab.

17
Gelingt es ihnen aber einmal nicht, jemanden fernzuhalten,

dann flattern sie in Liebesschmerz um sie herum,
rufen sie zwitschernd zu sich heran
und helfen, so gut sie können, ihren Jungen.

18
Was braucht man aber

das Mitgefühl der unvernünftigen Tiere mit ihren Jungen erst nachzuweisen,

19
wo doch auch die Bienen zur Zeit des Wabenbaues

die Herantretenden abwehren,
indem sie mit ihrem Stachel wie mit eiserner Waffe
die sich ihrer Brut Nähernden verwunden
und so bis in den Tod abwehren?

20
Aber nicht so der Jünglinge Mutter, die Abraham an Gesinnung glich

Sie ließ sich nicht durch das Mitgefühl mit den Kindern umstimmen.


15. Kapitel: Lobpreis der Heldenmutter
1
O Vernunft der Kinder! Sie ward Herrin über die Triebe.

O Frömmigkeit! Sie war einer Mutter teurer als ihre Kinder.

2
Eine Mutter hatte die Wahl zwischen zwei Möglichkeiten,

der Frömmigkeit und der zeitlichen Rettung von sieben Söhnen
nach des Tyrannen Verheißung.

3
Sie liebte die Frömmigkeit mehr;

sie rettet ins ewige Leben nach Gottes Verheißung.

4
Mit welchen Worten könnte ich

die zärtliche Liebe der Eltern zu den Kindern schildern?
Wir drücken wunderbar dem zarten Kindeswesen
den Stempel der Ähnlichkeit mit der eigenen Seele und Gestalt auf,
ganz besonders die Mütter;
denn sie haben für ihre Kinder ein innigeres Mitgefühl
als die Väter.