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und brachte Dankopfer in einem Maße dar,
das der Würde des Ortes entsprach.
Als er den heiligen Ort betrat, staunte er über die erlesene Pracht

10
und bewunderte die treffliche Ordnung im Heiligtum.

So kam es ihm in den Sinn, das Allerheiligste zu betreten.

11
Man sagte ihm, daß dies nicht anginge,

weil es weder den eigenen Volksgenossen
noch irgendeinem Priester gestattet sei, hineinzugehen,
sondern ausschließlich ihrem Oberhaupt, dem Hohenpriester,
und zwar auch diesem nur einmal im Jahre.
Er aber ließ sich davon in keiner Weise abbringen.

12
Dann las man ihm das Gesetz vor;

aber er ließ sich durchaus nicht umstimmen,
sondern behauptete, er müsse hineingehen:
„Möge auch jenen diese Ehre vorenthalten sein,
so doch nicht mir!“

13
Auch wollte er wissen,

warum ihn niemand der Anwesenden am Betreten des Tempels überhaupt gehindert hätte.

14
Da sagte einer unbedacht,

man tue übel, sich damit zu brüsten.

15
Darauf erwiderte er, es sei dies nun einmal geschehen;

sollte er da nicht vollends ganz hineingehen,
mögen sie wollen oder nicht?

16
Da warfen sich die Priester in all heiligen Gewändern nieder

und baten den höchsten Gott, in der jetzigen Not zu helfen
und den Angriff des böslich Andringenden abzuwenden,
und sie erfüllten das Heiligtum mit Geschrei und Tränen.

17
Und die in der Stadt Verbliebenen sprangen erschreckt hervor,

indem sie mutmaßten,
es müsse sich etwas Unerhörtes zugetragen haben.

18
Die in den Gemächern eingeschlossenen Jungfrauen stürmten

samt den Müttern heraus,
bestreuten die Häupter mit Asche und Staub
und erfüllten die Straßen mit Klagen und Seufzen.

19
Auch die Neuvermählten verließen die Brautkammern

und die entsprechende Zurückgezogenheit
und liefen in Verwirrung durch die Stadt.

20
Selbst die Mütter und Ammen ließen die neugeborenen Kinder

hier und dort im Stich,
die einen in den Häusern, die andern auf den Straßen, ohne Aufsicht,
und sammelten sich beim alles überragenden Heiligtum.

21
Mannigfaltig war das Gebet der hier Zusammengeströmten

wegen des Königs frevelhaften Unterfangens.

22
Wie diese wollten auch die Mutvollsten der Bürger durchaus nicht dulden

daß er darauf bestehe und sein Vorhaben ausführe.

23
Sie riefen zu den Waffen

und forderten zum Heldentod für das väterliche Gesetz auf;
dadurch verursachten sie an der heiligen Stätte eine gewaltige Aufregung.