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abgefaßt für die Könige zur Förderung und Sicherung der Untertanen.
Durch solche Tätigkeit gewannst du einen für andere unerreichbaren Ruhm,
indem Gott deine Wünsche erfüllte.

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Auch diesem stimmte er kräftig zu;

dann frug er einen andern:
Womit soll man sich bei der Erholung und beim Vergnügen beschäftigen?
Er sagte: Geziemend und fürs Leben nützlich ist es,
wenn man anständige Spiele anschaut
und sich würdig und ehrbar gespielte Szenen aus dem Leben vor Augen führt.

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Denn auch darin liegt eine gewisse Belehrung;

man kann ja oft auch aus dem Unbedeutendsten etwas Gutes lernen.
Da du in allem auf Wohlanständigkeit hältst,
so betätigst du in deinen Handlungen die Philosophie,
und Gott ehrt dich wegen deiner Tüchtigkeit.

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Er fand an den Worten Gefallen; dann frug er den neunten:

Wie soll man das Mahl gestalten?
Er sagte: Indem man die Gelehrten zuzieht
und solche, die nützliche Ratschläge
für die Regierung und das Leben der Untertanen geben können.
Du könntest nichts Schicklicheres und Bildenderes als dies finden.

287
Denn sie sind Gott teuer, weil sie ihren Sinn zum Besten bildeten.

So hältst du es ja auch, und Gott läßt dir alles gelingen.

288
Er freute sich über diese Worte und frug den folgenden:

Was ist für die Völker besser,
wird ein König aus bürgerlichem oder aus königlichem Geblüt über sie gesetzt?
Er sagte: Der von Natur aus der Edelste ist.

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Mitunter sind Könige aus königlichem Geblüt

grausam und hartherzig gegen ihre Untertanen;
noch öfter aber zeigten sich solche von bürgerlicher Herkunft
schlimmer als die gottlosen Tyrannen,
sobald sie zur Herrschaft über die Völker gelangten,
trotzdem sie selber Unglück durchgemacht und Armut erfahren haben.

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Aber, wie gesagt, gute Gesinnung und Bildung befähigt zur Herrschaft.

Du bist ja auch ein großer König,
aber nicht sowohl dadurch,
daß du durch Ruhm deiner Herrschaft und deines Reichtums
als durch Milde und Leutseligkeit alle Menschen übertriffst;
denn Gott beschenkte dich damit für lange Zeit.

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Auch diesen belobte er und fragte dann den allerletzten:

Was ist das Wichtigste bei der Regierung?
Er sprach:
Daß die Untertanen stets in Frieden leben und schnelle Rechtspflege genießen.

292
Dies aber ist die Folge davon,

daß der Herrscher das Böse haßt, das Gute liebt
und die Rettung eines Menschenlebens hoch anschlägt.
So hältst ja auch du Unrecht für das Schlimmste
und hast dir durch gerechte Leitung aller Dinge
unsterblichen Ruhm gewonnen;