Seite:Riessler Altjuedisches Schrifttum ausserhalb der Bibel 228.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Als die Zeit kam, frug der König den ersten der noch zu Befragenden,
wie er Irrtümer vermeiden könnte.

276
Er sagte:

Prüfe den Redenden, die Rede und den Redeinhalt
und frage nach längerer Zeit das gleiche auf andere Weise!
Eine köstliche Gottesgabe ist ein scharfer Verstand und die Gabe, alles beurteilen zu können.
Du besitzest sie, König.

277
Der König gab laut Beifall;

dann frug er einen andern:
Warum nehmen die meisten Menschen wohl die Tugend an?
Er sagte: Weil alle von Natur aus unmäßig und den Lüsten geneigt sind.
Daraus folgt Ungerechtigkeit und die Fülle des Eigennutzes.

278
Das tugendhafte Verhalten aber verhindert die Hingabe an ein Genießerleben

und heißt Mäßigkeit und Gerechtigkeit vorziehen.
All dies steht aber unter Gottes Leitung.

279
Der König belohnte die Antwort;

dann frug er den folgenden:
Wem müssen die Könige folgen?
Er sagte:
Den Gesetzen, damit sie durch gerechte Handlungen
das Leben der Menschen fördern.
Durch solches Verhalten schufest du, dem göttlichen Gebote treu,
dir einen unsterblichen Namen.

280
Auch seine Rede billigte er;

dann frug er den folgenden:
Wen muß man als Statthalter einsetzen?
Er sagte:
Den, der das Böse haßt und nach des Königs Beispiel gerecht handelt,
so daß er in allem einen guten Ruf besitzt.
So verfährst auch du, erhabenster König,
dem Gott die Krone der Gerechtigkeit verlieh.

281
Er zollte ihm lauten Beifall, blickte dann auf den nächsten und frug:

Wen soll man als Feldherrn über die Streitkräfte setzen?
Er sagte: Wer sich durch Tapferkeit und Gerechtigkeit auszeichnet
und lieber seine Leute am Leben erhalten,
als unter verwegenem Lebenseinsatz siegen will.
Wie Gott allen Gutes tut,
so tust du ja deinen Untertanen Gutes,
weil du Gott zum Vorbild nimmst.

282
Er lobte die Antwort und fragte einen andern:

Welcher Mensch ist bewunderungswürdig?
Er sagte: Wer Ansehen, Macht und Reichtum besitzt
und sich doch innerlich allen andern gleichstellt.
Darin bist du ja bewunderungswürdig,
weil dir Gott dazu das Vollbringen schenkt.

283
Auch diesem stimmte er zu und frug den nächsten:

Womit müssen sich die Könige die meiste Zeit beschäftigen?
Er sagte: Mit Lesen und den Berichten über die Amtsreisen,