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die ich mir Josephs wegen zugezogen,
weil ich den Brüdern fest versprach,
dem Vater nichts vom Vorgefallenen zu sagen.

6
Ich weinte viel im stillen.

Ich hatte ja vor meinen Brüdern Angst,
weil sie es gegenseitig ausgemacht,
wenn einer das Geheimnis ausplaudre,
dann soll er mit dem Schwert getötet werden.

7
Als sie ihn aber töten wollten,

beschwor ich sie mit vielen Tränen,
sie sollten diese Sünde nicht begehen.


2. Kapitel
1
Es kamen ja zu Joseph Simeon und Gad

und wollten ihn ermorden.
Und Joseph fiel aufs Angesicht
und sprach zu ihnen:

2
Erbarmt euch meiner, meine Brüder!

Habt Mitleid mit dem Herzen unsers Vaters Jakob!
Legt eure Hände nicht an mich!
Vergießet kein unschuldig Blut!
Ich tat euch doch nichts Böses.

3
Hab ich mich aber je verfehlt,

dann strafet mich!
Doch eure Hand legt nicht an mich
um Jakob, unsers Vaters willen!

4
Auf diese seine Worte hin

erfüllte mich Bedauern.
Da fing ich an zu weinen
und meine Leber strömte aus;
mein Inneres löste sich.

5
Dann weinte ich mit Joseph;

mein Herze pochte
und meine Glieder bebten.
Ich konnte nimmer stehen.

6
Und wie er sah,

daß ich mit ihm zusammen weinte,
weil jene kämen, ihn zu töten,
da floh er hinter mich
und bat sie flehentlich.

7
Da stand nun Ruben auf und sprach:

Wir wollen ihn nicht töten, Brüder,
vielmehr in eine dieser trocknen Gruben werfen,
die unsre Väter einst gegraben
und fanden drin kein Wasser.

8
Deshalb ließ drin der Herr kein Wasser in die Höhe steigen,

daß Joseph so am Leben bliebe.