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verübte eine große Sünde,
enthüllte meiner Söhne Scham.

6
Ich hatte keine Scheu vorm göttlichen Gebot,

nachdem ich Wein getrunken;
ich nahm ein kanaanitisches Weib.
Wer Wein trinkt, braucht viel Einsicht, meine Kinder.

7
Darin besteht beim Weingenuß die Einsicht,

daß man nur trinkt,
solang man Schamgefühl besitzt.

8
Wird aber diese Grenze überschritten,

dann packt des Irrtums Geist ihn am Verstand.
Er läßt den Trunknen schmutzige Reden führen
und gottlos handeln, ohne Scham;
er rühmt sich vielmehr noch der Schande
und hält sie noch für etwas Schönes.


15. Kapitel
1
Wer hurt, weiß nicht, was er verliert,

und schämt sich nicht, fällt er in Unehre.

2
Mag’s auch ein König sein, der hurt,

so geht er doch des Königtums verlustig.
Er wird ein Knecht der Buhlerei,
wie ich es auch erfuhr.

3
Ich gab ja meinen Stab,

d. i. die Stütze meines Stammes weg.
Und meinen Gürtel, d. i. meine Macht,
mein Diadem, d. i. die Glorie meines Königtums.

4
Ich tat deswegen Buße,

genoß nicht Wein noch Fleisch mehr bis ins Alter
und wollt von keiner Freude etwas wissen.

5
Und Gottes Engel zeigte mir:

In Ewigkeit beherrschen Weiber nicht allein den König,
nein, auch den Bettelmann.

6
Dem König nehmen sie die Glorie,

dem Mannhaften die Macht,
dem Bettelmann in seiner Armut die geringste Stütze.


16. Kapitel
1
Gebt auf des Weines Grenze, meine Kinder, acht!

Vier böse Geister sind darin:
Die Geister der Begierde, Sinnenlust, Unmäßigkeit,
sowie des schändlichen Gewinnes.

2
Trinkt ihr in Freude Wein,

so bleibt bescheiden in der Gottesfurcht!
Denn weicht die Gottesfurcht bei eurer Fröhlichkeit,