Liebe die Geschöpfe!
Lehre sie das Gesetz!
Wer den Ruhm vergrößern will, verliert ihn.
Wer nicht zufügt, nimmt ab.
Wer nicht lernt, ist des Todes schuldig.
Wer die Krone ausnützt, geht zugrunde.
Wenn ich nicht für mich bin,
wer ist dann für mich?
Wenn ich aber für mich bin,
was bin ich?
Und wenn nicht jetzt wann dann?
Gib deinem Gesetzesstudium einen festen Rahmen!
Sprich wenig!
Tu viel!
Empfang alle Menschen freundlich!
Verschaff dir einen Lehrer,
so erhebst du dich aus dem Zweifel!
Verzehnte nicht nach Gutdünken!
Ich wuchs unter den Weisen auf mein Leben lang
und fand nichts Besseres für den Menschen, als Schweigen.
Nicht das Forschen ist die Hauptsache,
sondern das Tun.
Wer viel spricht,
schleppt Sünde herbei.
Auf drei Dingen beruht die Weltordnung:
Auf Recht, Wahrheit und Frieden;
die Schrift (Zach 8, 16) sagt:
„Richtet nach Recht, Wahrheit und in Frieden!“
Welches ist der rechte Weg, den ein Mensch wählen soll?
Was immer eine Ehre ist für den, der es tut,
und eine Ehre für ihn in den Augen der Leute.
Halt gewissenhaft das leichte wie das schwere Gebot!
Du weißt nicht,
welche Vergeltung der Erfüllung der Gebote zukommt.
Schätze den Verlust durch ein Gebot gegen seinen Gewinn ab
und den Gewinn der Übertretung gegen den Verlust!
Merk auf drei Dinge
und du fällst nicht in Sünde!
Paul Rießler: Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel. Filser, Augsburg 1928, Seite 1060. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Riessler_Altjuedisches_Schrifttum_ausserhalb_der_Bibel_1060.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)