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Mit großer Kraft
beherrschest du,
was noch nicht eingetreten.

9
Du lehrst durch deine Einsicht die Geschöpfe

und machst die Sphären weise,
so daß nach ihren Ordnungen sie dienstbar sind.

10
Zahllose Heeresscharen stehen vor dir

und dienen freudig deinem Wink nach ihren Chören.

11
Hör nur auf deinen Diener

und merk auf meine Bitte!

12
Inmitten einer kurzen Spanne Zeit sind wir geboren;

inmitten einer kurzen Spanne kehren wir zurück.

13
Bei dir sind Stunden gleich den Jahren

und Tage gleich Geschlechtern.

14
Zürn nicht dem Menschen!

Er ist ja nichts.
Denk doch nicht über unsere Werke nach!

15
Was sind wir denn?

Wir kamen in die Welt durch dein Geschenk,
und nicht mit unserm Willen gehn wir wieder fort.

16
Wir sagten nicht zu unsern Vätern:

„Zeuget uns!“
Wir sandten nicht zur Unterwelt und sagten:
„Nimm uns auf!“

17
Was ist denn unsere Stärke,

daß deinen Zorn wir tragen könnten?
Was sind wir denn,
daß dem Gericht wir aushielten?

18
Bestimm uns du in deiner Gnade!

Hilf uns nach deiner Milde!

19
Blick auf die wenigen, die sich dir unterwarfen!

Rett alle die, die sich dir nahen!
Nimm unserm Volk nicht seine Hoffnung weg!
Verkürze nicht für uns der Hilfe Zeiten!

20
Das ist das Volk, das du dir auserwählt.

Sie sind das Volk,
dem du nicht ebenbürtig eines fandest.

21
Doch reden will ich jetzt vor dir

und sagen, wie mein Herze denkt. –

22
Auf dich vertrauen wir;

bei uns ist dein Gesetz.
Wir wissen auch, daß wir so lang nicht fallen,
als wir an deinen Bundesvorschriften uns halten.

23
Heil uns zu aller Zeit!

Wir haben mit den Völkern uns nicht mehr vermischt!

24
Wir alle sind ein Volk,

das einen hochberühmten Namen trägt,
die wir von Einem ein Gesetz empfingen.