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12. Kapitel: Der fünfte Himmel
1
Und also unterhielt ich mich mit ihnen.

Da kamen Engel her mit Blumenkörbchen.
Sie gaben sie dem Michael.

2
Da fragte ich den Engel:

Herr!
Wer sind doch diese;
was bringen sie hieher?

3
Er sprach zu mir:

Dies sind die Engel, die bei den Gerechten sind.

4
Da nahm der Erzengel die Körbchen

und warf sie in die Schale.

5
Der Engel sprach dabei zu mir:

Die Blumen sind die Tugenden der Frommen.

6
Ich sah, wie andre Engel leere Körbchen trugen,

die nicht gefüllt.
Sie kamen ganz betrübt herbei
und wagten nicht, heranzukommen,
weil sie nicht vollzählig die Siegespreise hatten.

7
Und Michael rief laut und sprach:

So kommt auch ihr herbei, ihr Engel!
Tragt her, was hier ihr mitgebracht!

8
Doch Michael ward sehr betrübt

und auch der Engel, der bei mir,
weil sie nicht volle Schalen hatten.


13. Kapitel: Der fünfte Himmel
1
Dann kamen andre Engel ebenso;

sie jammerten und weinten
und sagten unter Furcht und Zittern:
Schau, wie wir tief betrübt sind, Herr,
dieweil wir schlechten Menschen zugewiesen sind!
Wir wollen sie deshalb verlassen.

2
Doch Michael sprach:

Ihr könnt sie nicht verlassen;
sonst möcht der Feind am End die Oberhand gewinnen.
Doch saget mir, um was ihr bittet!

3
Da sagten sie:

Wir bitten dich, Michael, unsern Engelfürst:
Ruf uns von ihnen weg!

4
Wir können’s bei den schlechten, unvernünftigen Menschen

nicht länger aushalten;
nichts Gutes gibt’s bei ihnen,
nur jede Ungerechtigkeit und Habsucht.
Wir sahn sie niemals – in die Kirche gehen,
noch zu den geistlichen Vätern –
zu irgendeinem guten Werk.