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— die letzte Wollust und die letzte unergründliche Qual ihrer Liebe — das dunkle Weh ihrer Mutterschaft von diesem Mann, den sie liebte. Das wenigstens durfte sie mit sich nehmen, wenn sie alles andere hinter sich zurückließ.

Am letzten Tage war Henryk bei ihr — Ellen ging im Zimmer herum und ordnete ihre Sachen — er folgte ihr mit den Augen, bis sie kam und sich neben ihn setzte.

Nun ging eine plötzliche Erschütterung durch ihn und er umschlang sie fast gewaltsam.

„Wirst du mich auch nicht hassen, wenn du fort bist?“

„Nein, nein,“ sagte Ellen und lächelte mit einem starren Blick, der weit in die Ferne ging. Henryk legte den Kopf an ihre Schulter und weinte. — Die ganze Unseligkeit ihres Opfers kam über sie, sie fürchtete jetzt, noch ihre Kraft zu verlieren.

„Ellen — Kind — ich glaube, du tust das Ganze nur für mich, und ich wollte, du solltest es für dich selber tun.“

Sie hatte nicht gewollt, daß er das fühlen sollte, es war, als ob sie ihn dadurch beschämen, zu ihrem Schuldner machen würde — das war unerträglich, wo man so liebte.

„Ellen, du wirst mich doch einmal hassen.“

„Nein,“ sagte sie noch einmal, „du hast mir zu viel gegeben, Henryk — das vergesse ich nie. Von dir hab' ich erst die Seele bekommen, vorher hatte ich keine. — Das andere ist Unglück, Schicksal — dagegen kann man nichts machen. Du hast mir doch oft gesagt, daß es auf das Leben nicht ankommt, ich meine darauf, wie man äußerlich lebt — wenn man nur die Kunst hat und darin — das hätte ich ohne dich vielleicht nie so gefunden. Das bleibt mir ja — ich werde niemals loslassen.“

„Und das Kind?“

„Nein, Henryk, ich habe nur Dank für dich — glaub' es mir.“

„Ja, wenn wir hätten beisammen bleiben können. — Denn das will ich dir jetzt noch einmal sagen,

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 659. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0659.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)