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Wir verstehen uns, wie nur zwei Verurteilte sich verstehen können — eine andere Liebe ist nicht zwischen uns. Hallwig nennt so etwas den Eros der Ferne — hat Maria mir gesagt — früher hätte ich das überhaupt nicht verstanden und mir nichts darunter vorstellen können.


Als ich aufwachte, war der Frack fort und sein Besitzer verschwunden. Susanna stand am Tisch und betrachtete sinnend ein Paar weiße Glasseehandschuhe, die er anscheinend vergessen hatte. Dann lächelte sie mich an:

„Lieber Dame, kommen Sie doch mit zum Frühstück hinauf, wir haben ein paar Leute mitgebracht.“

Es ist sieben Uhr morgens. Sie sind eben erst heimgekommen — die ganze Küche voll kostümierter Gestalten. Ich weiß nicht, ob ich wache oder träume. Man sitzt bei Lampenlicht um den Frühstückstisch, die Mädchen haben Kränze auf dem Kopf, sehen blaß und glücklich aus.

Susanna legt die weißen Handschuhe vor Maria hin:

„Gilt das mir, oder gilt es dir?“

Sie flüstern zusammen, dann fragt Susanna:

„Sie — Monsieur Dame, wie hat er denn ausgesehen?“

„Ich versuche ihn zu beschreiben — schlank — mittelgroß

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Fanny Gräfin zu Reventlow: Herrn Dames Aufzeichnungen. Albert Langen, München 1913, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Herrn_Dames_Aufzeichnungen.pdf/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)