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gar wohl bei der Bewegung eines Körpers durch den Äther hindurch geändert werden. Es ist dieses eine Vorstellung, die auf der Hand liegt wenn man annimmt, daß auch diese Kräfte durch Vermittlung des Äthers ausgeübt werden.

Inzwischen konnte man bei der Erklärung des negativen Ergebnisses des Michelsonschen Versuchs aus der Kontraktionshypothese nicht stehen bleiben. Verschiedene Versuche sind angestellt worden, die bezweckten, noch andere Effekte der zweiten Größenordnung im Vergleich mit aufzufinden. Auch von den dabei erhaltenen negativen Ergebnissen mußte Rechenschaft gegeben werden.

So wird man auf die Frage geführt, ob es nicht möglich sei, eine allgemeine Theorie der elektromagnetischen Erscheinungen zu entwickeln für alle möglichen Werte von , wobei wir aber stets voraussetzen werden. Werte von v, die größer als die Lichtgeschwindigkeit c wären, werden wir außer Betracht lassen.

Beim Suchen nach einer solchen Theorie hat es sich als erwünscht ergeben, für jedes einzelne Elektron eine Kontraktion, wie sie von der Formel (5) angegeben wird, anzunehmen.

Wenn man in dieser Weise fortfährt, so bleibt aber in der Theorie etwas Tastendes, etwas Unbefriedigendes. Mehr prinzipiell trat Einstein an die Frage heran, indem er als Prinzip in den Vordergrund stellte, daß immer und unter allen Umständen die Erscheinungen in einem System unabhängig von der Translationsgeschwindigkeit sind, die es als Ganzes hat.

Es ist dies eine physikalische Hypothese, über welche schließlich die Beobachtung zu entscheiden hat. Übrigens empfiehlt sie sich schon gleich wegen ihrer Kühnheit.


Wir stellen uns zwei Beobachter A und B vor. B hat eine Translationsgeschwindigkeit relativ zu A. Beide Beobachter machen Experimente über allerhand Erscheinungen. Sie haben Meßapparate, Maßstäbe, Uhren, Galvanometer usw. Wir nehmen an, daß diese Meßapparate relativ zu den bezüglichen Beobachtern ruhen. Die Meßapparate der beiden Beobachter werden vollkommen identisch vorausgesetzt. Das heißt, wir stellen uns z. B. vor, daß einmal die Gelegenheit da war, jene Apparate, während sie relativ zueinander ruhten, miteinander zu vergleichen, und daß damals festgestellt wurde, daß sie vollkommen identisch waren.

Die beiden Beobachter werden Gleichungen aufstellen, mit denen sie die Erscheinungen beschreiben. Sie werden dabei Koordinatensysteme verwenden; es mögen das rechtwinklige Cartesische Koordinatensysteme sein, die gleichwie die Uhren relativ zu dem bezüglichen Beobachter ruhen.

Empfohlene Zitierweise:
Hendrik Antoon Lorentz: Das Relativitätsprinzip. B.G. Teubner, Leipzig und Berlin 1914, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Relativitaetsprinzip_(Lorentz).djvu/8&oldid=- (Version vom 1.8.2018)