Seite:Reichensperger Christliche Kunst 140.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

darnach magstu dich wissen zue richten mit dem kaptel, vnd Postament, vnd darnach der stein ist, vnd ob man den Bau schön oder schlecht (schlicht) machen will, Nach dem muestu dich richten wie du daß khor bredt gewinnen solst mit dem kapgesimbß vnd mit dem fenster inwendig. Im khor, wie es herumb laufft dardurch die dinst gehen, so ist aber die vorige mauer Dickhung durcheinander mit dem vorigen schuech gemessen, so nimb die größ der ganzen fierung über Orth, alß weit die ganze fierung ist, vnd reiß mit einem Cirkhel einen blinden riß vmb die fierung, daß du (thue) zu beiden seiten, vnd reiß ein andere fierung dem blinden Cirkhelriß nach, so hastu die rechte mauer Dickhung zu dem Lankhwerkh.

Item es ist der alt Brauch[1] die zwen gesimbß als dickh und lang die fierung über Orth ist, so ist die ander alß lang herauß von dem mauerhobt (Mauerfläche) alß lang daß alt halb Pfosten bredt ist, so weit sol der schreggesimbß für die mauer gehn, darnach nimb vorn an der Pladten ein kapgesimbß vnd reiß das zu einer fierung, darnach so leg darein für gesimß waß du wilst nach gelegenheit des Paues vnd Pauherrn %

Item mit dem dienst, den findestu Jung vnd Alt wie er durch den Innern gesimbß hindurch geht, so reiß du den Jungen und den alten Pfosten auf daß Oberleg (?) am Chorstuckh fein fleißig ab; wan du weichen stein hast, so mach die Verbürstung nit zu scharff am khorstuckh; den dinst reiß in die fierung wie ich dir vorhin geschriben hab vnd verging den dinst auf dem Postamenth biß zu dem Captel vnder dem Anfang %

Item wen du das Chreutz bogen bredt[2] gewinnen wilst, so teil die mauer dicke in sechs teill vnd nimb derselben teill eines, daß ist daß Creutzbogenbredt, vnd alß lang das Creutzbogen bredt ist, halb so breith soll es sein, dises ist der großkreutzbogen den vnsre Altvetter haben gebraucht, dan sie haben genuegsam stein gehabt, aber zu jeziger Zeit braucht man gar viel Redt darumb, Darumb so brauch du diese khleine khreuzbogen, es wer den sach, daß du gar ein weit gewölb hst, so brauch den großen Creuzbogen, so du anderst ein scheidebogen an die reiung machen wilst, so teil den grossen Chreutzbogen in sechs teill und nimb fünff teil zu dem kleinen Creuzbogen darein magstu für gesimbß darein machen, wie es dir gelegen ist, auf das du dies dester beß verstehn magst, wie du ein Pfosten bredt in drey weg gewinnen solst darauf hab ich dier dieselbigen groß verzaichnet

  1. Man merke, daß unser Meister sich hier auf den alten Brauch bezieht, wie im nächsten Absatz auf die Altväter.
  2. Das Kreuzbogenbrett ist die Chablone oder die Grundfigur zu den Gräten. Auch hier also ist wieder die Mauerdicke normgebend.
Empfohlene Zitierweise:
Lorenz Lacher: Des Meisters L. Lacher Unterweisung. Leipzig: T. O. Weigel, 1865, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reichensperger_Christliche_Kunst_140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)