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ans Licht treten. Namentlich thun uns gewissenhafte Messungen, vergleichende Studien der ernstesten Art an allen reineren Baudenkmälern Noth. Was immer bis dahin in diesem Sinne geschehen ist (beispielsweise führe ich die an den englischen Cathedralen von York, Salisbury, Lichfield und Tintern vorgenommenen genauen Messungen an), gereicht der obigen Ausführung zu vollster Bestätigung. In diesen Tagen noch habe ich, mit Hülfe der Messungen des Dombau-Werkführers Herrn Statz in Cöln, eines ächten Meisters, im alten Sinne des Wortes, die Configurationen des spätgothischen Chores der Ursulakirche einer näheren Prüfung unterworfen, und auch hier hat sich, wie der hier vorliegende, mit seinen Hülfslinien durchzogene Plan ausweist, glänzend bestätigt, was ein Manuscript aus dem Mittelalter über den Chorschluß sagt: „Das Gebäude hat seine gar genauen Regeln und gesetzte Eintheilung, da sich alle Glieder nach dem ganzen Werke, und das ganze Werk hinwiederum nach den Gliedern richten muß. Der Chor ist das Fundament und die Grundregel des ganzen Gebäudes, nach dessen Weite nicht nur die Stärke der Umfassungsmauer, der Strebepfeiler, die Weite der Fenster, sondern auch aus der gefundenen Mauerdicke alle Bretter zu den Simsen und Gliedern des Werkes gesucht werden.“

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August Reichensperger: Über das Bildungsgesetz der gothischen Baukunst. Leipzig: T. O. Weigel, 1865, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reichensperger_Christliche_Kunst_132.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)