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Er verneigte sich nur abermals mit kühlster Gemessenheit vor der vielumschwärmten Frau, die bereits bei seinem ersten Anblick mit aller Deutlichkeit gespürt hatte, hier einem Menschen gegenüberzustehen, der in keinen einzigen jener Persönlichkeitsrahmen hineinpaßte, die ihr als vielerfahrener Weltdame trotz ihrer Jugend geläufig waren.

Der Gouverneur ließ die beiden allein und mischte sich wieder unter seine Gäste, die sich, und auch das merkte Theresa von Bruck sehr bald, geflissentlich von dem bleichen Reverend fernhielten.

Oliver Brex hatte nichts, aber auch gar nichts an sich, das ihm Freunde oder gar eine warmherzige Freundin hätte erwerben können. Sein mageres Asketengesicht mit den dünnen blutleeren Lippen, der messerscharfen Hakennase und den tiefliegenden dunklen Augen, die einen unnatürlichen Glanz besaßen und ebenso unnatürlich starr waren, dazu das schwarze, glatt zurückgestrichene Haar über einer vorgebauten knochigen Stirn und schließlich die unendliche Ruhe seiner Bewegungen und die bewußte Spärlichkeit seiner Gesten sowie seine ablehnende Verschlossenheit ließen es unbegreiflich erscheinen, daß dieser gegen alle Tropenregeln ganz in Schwarz gekleidete Missionar irgendwie durch seine Erscheinung die Eingeborenen für die Segnungen eines christlichen Religionsbekenntnisses gewinnen könnte. Von seiner Tätigkeit als politischer Agent war Theresa von Bruck nichts bekannt. Nur der engere Stab des Gouverneurs wußte hiervon, und diese Herren

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/9&oldid=- (Version vom 1.8.2018)