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beurteilte Tschandu es ihr überließ, Zeit und Stunde zu bestimmen, wo seine Liebe und sein Bestreben, ihre Seele umzumodeln und ihrer äußeren Schönheit würdig zu gestalten, ihren Lohn und ihre Krönung finden würden.

Und auch die Nacht kam … –

Aber diese Nacht hier im nordischen Berlin mit ihren heulenden Windstößen, plätschernden Regengüssen und knatternden Hagelschauern fand dieselbe Frau, die später, als sie über den Tschandu die volle Wahrheit aus seinem eigenen Munde erfahren hatte, kleinmütig und ohne Verständnis für die tiefsten Beweggründe seines Kampfes gegen England voller Grauen geflüchtet war, heute unter dem Einfluß des Rauschgiftes überwach und doch nicht fähig, ihre eigene Unvollkommenheit und ihre Schwächen mit derselben Ehrlichkeit zu überschauen und zu rügen, mit der sie Oliver Brex jetzt volle Gerechtigkeit widerfahren ließ und jeden Verdacht von sich wies, er könnte mit dem Holländer van Zeerten im Bunde stehen und seines eigenen Kindes Tschanda junge Seele durch das entnervende Droß vergiften wollen. Nein, eine solche Handlungsweise paßte nicht in Oliver Brex’ Charakterbild hinein. Mochte er auch als Fanatiker der englischen Weltmacht Abbruch zu tun versucht haben: Was hier diese dunklen Ereignisse mit Tschanda anging, daran hatte er keinen Anteil. Vielleicht lebte er überhaupt nicht mehr … Wie sollte denn aus jenem entlegenen Winkel der großen Sudanprovinz Cordofan eine für das Weltgeschehen so bedeutungslose

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/89&oldid=- (Version vom 1.8.2018)