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Oliver Brex trat plötzlich auf sie zu. Mit einer überaus zarten Handbewegung hob er ihren Kopf so weit, daß Theresa ihn anblicken mußte. Um seine Lippen lag ein wahrhaft gütiges, verstehendes Lächeln, als er genau so herzlich sagte: „Es ehrt dich nur, Theresa, daß du von mir diesen Aufschluß über den Tod deines Gatten gefordert hast und dazu noch in so scharfem Tone. Es hätte deinem Charakter ein sehr schlechtes Zeugnis ausgestellt, wenn du den Mann so schnell vergessen haben würdest, dessen Namen du trägst. Du mußtest für ihn eintreten, ob du ihn liebtest oder nicht. Die Ehe muß stets ein Band zwischen zwei Menschen bilden, das zumindest gewisse Pflichten in sich schließt.“

Dann führte er ihre Hand leicht an seine Lippen.

„Ich begrüße dich hiermit in meinem Reiche, Theresa, heiße dich innigst willkommen und will dir nun sofort deine Räume zeigen und deine Dienerinnen vorstellen, damit du dich von den Strapazen des Eilrittes erholen kannst.“

… Und abermals übersprangen nun die Erinnerungen der einsamen Frau, die hier Tausende von Meilen von Cordofan entfernt die Vergangenheit wieder aufleben ließ, drei volle Tage, in denen Oliver Brex ihr lediglich mit der zarten Aufmerksamkeit eines aufrichtigen Bewerbers gegenübergetreten war, in denen Theresa in ihren prunkvollen Zimmern oft genug sich allein überlassen blieb und trotz ihrer Oberflächlichkeit begriff, in wie vornehmer Art der von ihr so unrichtig

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/88&oldid=- (Version vom 1.8.2018)