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des Gebieters von Dscharani, deren eigentümlicher Einfluß selbst dem Bilde entstrahlte, ihren letzten Widerstand besiegt hatte.

Tschandas heutiger körperlicher Zusammenbruch würde schnell vorübergehen. Aber weniger schnell konnte sie selbst mit den ihr unklaren Gründen für des Holländers van Zeerten Verhalten und Verführungskünsten fertig werden. Was beabsichtigte dieser breitschultrige Mann mit seinem verdächtigen und gefährlichen Interesse für die Familie Bruck?!

Frau Theresa wollte hierüber einen sie selbst befriedigenden Aufschluß erhalten. Hierzu mußte sie ihr Hirn zu gesteigerter Leistungsfähigkeit anspornen. Es galt, Schlußfolgerungen aus Kleinigkeiten zu ziehen und so ein klares Bild zu gewinnen. Dazu brauchte sie künstliche Anregung.

Tschandas Ohnmachtsanfall hatte auch noch anderes in ihr zu frischem, fast greifbar gegenwärtigem Rückerinnern geweckt: Das große, berauschende, blutige und doch zauberhafte Einst, als sie Oliver Brex’ Sultana gewesen!

Theresa war keine intelligente Frau. Sie hatte stets nur, was geistige Werte betraf, zum Durchschnitt gehört, und was moralische Qualität anging, nicht einmal diesen Durchschnitt erreicht. Sie war nicht schlecht und verdorben in dem Sinne, daß sie ohne Selbstkritik bewußt das Böse gutgeheißen und mitgemacht hätte. Der Grundzug ihres Charakters war von Kindheit an derselbe geblieben: Sie wollte glänzen, wollte eine Rolle spielen, nebenher aber verdarben ihre unstillbare, besonders

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/76&oldid=- (Version vom 1.8.2018)