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besser als ich … Und was tat er?! Nichts! Er ließ sich von Ihnen, mein gnädiges Fräulein, heimschicken wie ein überflüssiges Anhängsel, und das ist er auch nur! – So, nun kennen Sie meine Ansicht über ihn“, fügte er tief Atem holend hinzu, „Die Lauen speit der Himmel aus …! Sie haben mir erklärt, daß ich mich gefälligst nur um meine Angelegenheiten kümmern soll, – ich erkläre Ihnen ebenso rückhaltslos: Gardner ist ein Schwächling, was nicht seine Schuld sein mag, vielmehr die einer falschen Erziehung. Aber aus Schwächlingen können Männer werden … Geben Sie ihm eine Aufgabe, die den vollen Einsatz seiner wirklich vorhandenen Werte verlangt, und er wird sich vielleicht ändern …“

Mit jedem Wort dieser Nachsätze, die sein anfängliches vernichtendes Urteil über den verwöhnten, verzärtelten Lebemann etwas abschwächten, glitt auch sein Gesicht stufenweise in die alte Form zurück, und als er nun nach einer abschließenden stummen Verbeugung vor Edda sich der Kranken zuwandte und seinem Arztbesteck die bereits gefüllte Injektionsspritze mit dem wirksamsten Gegenmittel gegen das verderbliche Droß entnahm, lag in seinen Zügen nur ein Ausdruck stillen Mitleids und freudiger Hilfsbereitschaft. Er desinfizierte eine Stelle am linken Unterarm durch Betupfen mit einer Jodlösung, trieb die nadelfeine Spritze in das Fleisch und vollendete die Injektion mit einer Sachlichkeit, die auf Edda, deren Augen ihn unablässig umfingen, genau so warnend und abschreckend wirkten wie seine kühlen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 70. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/70&oldid=- (Version vom 1.8.2018)