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für voll nimmt?! Gardner ist ein kindischer Narr. Eine Halbnatur in allem. – Und Edda? Ich behaupte, und ich bin ein leidlich guter Beobachter, daß sie nur niemals gewagt hat, auch nur mit dem sehnsüchtigen Gedanken zu spielen, du könntest ihre Neigung je erwidern. Du bist Frauen gegenüber – verzeihe! – zu sehr Herrenmensch. Du wirkst erkältend, sobald zärtlichere Empfindungen in Frage kommen. Edda mag sich über ihre Gefühle nie recht klar geworden sein. Das ist deine Schuld. Du behandelst sie noch heute als unreifen Backfisch, freilich mit der dir eigenen väterlichen Güte und Nachsicht. Du sahst sie heranwachsen … Als kleines Mädel tollte sie hier in deiner Wohnung umher, als heranreifendes Weib schwärmte sie dich an und war Inges beste Freundin, und als du ohne Inge aus dem Sudan heimkehrtest, hast du selbst die unüberbrückbare Schranke des stets betonten Altersunterschiedes zwischen euch aufgerichtet. Es ist schon so, Rolf: Edda wagte nicht zu hoffen, und im Zwiespalt ihrer Empfindungen wählte sie Heribert Gardner.“

Rolf Terkellen hatte eine eigentümliche Art, mit den nervigen Fingern seiner Linken sein stark entwickeltes Kinn immer dann ganz sanft zu streicheln, wenn er sehr angestrengt nachdachte. Diese unermüdlichen Fingerbewegungen erweckten den Eindruck, als suchte er die tiefen Falten um den Mund zu glätten und in seinem Gesicht dadurch den so übertrieben vorherrschenden Zug von rücksichtsloser Energie abzuschwächen.

Er blieb eine geraume Weile still.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/57&oldid=- (Version vom 1.8.2018)