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Sein zerknittertes, altes Gesicht mit den nur leicht geschlitzten Augen und dem winzigen Näschen behielt allzeit denselben Ausdruck einer erhabenen Ruhe bei. Es gab fast nichts, was Tschan Kai je aus dem seelischen Gleichgewicht hätte bringen können. Seit acht Jahren betreute er nun seinen Herrn mit vorbildlicher Geschicklichkeit, Pünktlichkeit und grenzenloser Verehrung. Er war auf etwas ungewöhnliche Art zu dieser Vertrauensstellung gelangt, seine Heimat war die einstige deutsche Kolonie Kiautschau, wo er Hausmeister eines höheren deutschen Beamten gewesen. Nach dem Kriege hatte Tschan Kai des Schicksals nie zu enträtselnde Prüfungen geduldig hingenommen, war aus Not Heizer auf einem zwischen Kalkutta und Hongkong hin und her pendelnden älteren Frachtdampfer geworden, der auch über zwanzig Passagierkabinen verfügte, und nur seiner rechtzeitigen Warnung hatten es die Besatzung und die Fahrgäste zu danken, daß die angeblich sehr harmlosen vierzig Plantagenkulis, sämtlich Chinesen, rechtzeitig an Bord als Piraten erkannt und in Eisen gelegt wurden.

Auf diese Weise war Terkellen, dessen bisheriger indischer Diener sich plötzlich als Dieb entpuppt hatte, auf den alten Tschan aufmerksam geworden. Da Tschan fließend Deutsch sprach und nebenbei noch mehrere andere Sprachen beherrschte und vorzügliche Zeugnisse vorweisen konnte, hatte Terkellen ihn in seine Dienste genommen und dies nie bereut.

Tschan trug in Berlin nur außerhalb des

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)