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in allen Regungen, Fähigkeiten und Handlungen tief, tief unter ihm stand. Eine Odaliske, ein Haremsweib vielleicht … Aber auch nichts weiter.

Drei Tage darauf war Theresa dem Tschandu entflohen.

Und jetzt?! Er, der Tschandu, lebte noch, er wußte, daß sie ihn verraten hatte. Nun rächte er sich an ihrem Kinde, der haßzerfressene Tschandu, – – durch das Tschandu … –

Ein Geräusch an der Flurtür des Salons ließ die drei Menschen mit rascher Kopfbewegung in die behagliche Dämmerung hineinstarren … Die Tür hatte sich geöffnet, und Tschanda, wie immer in Schwarz gekleidet, wie immer mit elfenbein-farblosem Gesicht, brennenden großen Augen und glatt zurückgestrichenem, schwarzen Haar lehnte am Türrahmen. Ihre weiße schmale Hand tastete nach dem Lichtschalter. Der Kronleuchter flammte auf.

„Ich liebe die Dämmerung nicht“, sagte sie mit seltsam eintöniger Stimme, die jeder Fremde für gekünstelt gehalten hätte.

Dann schob sie – auch eine ihrer Eigentümlichkeiten, zwei Finger zwischen die Knöpfe ihrer schwarzen Bluse und fügte noch leiser und monotoner hinzu:

„Es ist etwas spät geworden, Mama … Aber der Justizrat …“

Sie brach jäh ab. Frau Theresa hatte die dunklen Schattenringe unter Tschandas flirrenden Augen bemerkt, war rasch aufgestanden und trat dicht vor ihre Jüngste hin.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)