Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/40

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Netzen, überflutet von bläulich-grünem Mondlicht und umgeben von der Farbenorgie tropischer Sträucher … Sie hörte den Ruf dahinziehender schwarzer Kraniche und Flamingos, sie hörte verwehte Klänge von Tanzmusik und eine seltsam eindringliche Stimme … Oliver Brex und die Vergangenheit sprachen zu ihr. Aber dieses Bild verschwamm und formte sich zu dem eines weißen stolzen Hauses an einem weißen Seeufer, zu riesigen Brotfruchtbäumen und Palmen, die über das flache Dach hinwegragten, und zu einer schatten Veranda, zu zwei Liegestühlen und zwei Menschen darin: Sie und er! – Und er erzählte, redete wieder einmal über sein unerschöpfliches Lieblingsthema, über die göttliche Droge Opium. Und jenseits des stillen Urwaldsees im breiten Tale zwischen grünüberspannten Felsenwänden wogte es wie ein brennend rotes Meer: Mohn, rotblühende Mohnstauden zu Millionen … – – Mohn, aus dem das Opium gewonnen wurde …

… Eine Hand berührte Frau Theresas Schulter, und Eddas besorgte Stimme bat:

„Trinke, Mama … Ich hätte rücksichtsvoller sein müssen …“

Sie öffnete die Augen und atmete den Duft des Wermutweines ein, der ihr aus dem Weinglase kräftig und aromatisch in die Nase stieg. In Oliver Brex’ verborgenem Reiche hatte es gleichfalls Wermutsträucher dicht vor der Veranda des weißen Hauses gegeben, und nachts hatten die blütenschweren Pflanzen wahre Duftorgien gefeiert.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/40&oldid=- (Version vom 1.8.2018)