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Rede stellte, lachte sie mich aus … Opiumrauchen sei völlig unschädlich … Und ihr letzter Trumpf war: „Mama raucht ja auch zuweilen Opium – zuweilen …! Vielleicht habe ich von ihr diese Leidenschaft geerbt, die sie sich wohl damals in Chartum angewöhnt haben wird …“ Jedenfalls waren all meine Ermahnungen und Bitten fruchtlos … Tschanda – du kennst sie ja – hätte mich geschlagen, mich mißhandelt, wenn ich nicht schleunigst mit Heribert ins Nebenzimmer geeilt wäre.“

Frau Theresa war unnatürlich bleich geworden. Sie mußte für einen Moment die Augen schließen und blitzschnell nach der Tischkante greifen. Mit beiden Händen klammerte sie sich daran fest und wandte all ihre Kraft an, um sich aufrecht zu halten und nicht vom Sessel zu gleiten. Die Knöchel ihrer Hände wurden schneeweiß unter der Überanstrengung der Muskeln. Ihr Oberkörper schwankte in kurzem Kreisbogen mehrmals nach links, – genau wie ein in der Finsternis pfadlos Umherirrender immer von der gewollten geraden Richtung nach links abirren und schließlich einen Kreis beschreiben wird, da dieser Drang nach links ein Naturgesetz beim Menschen ist, fußend auf der stärkeren Durchblutung der linken Körperhälfte infolge der Lage des Herzens. In diesen Sekunden, in denen ein Schwindelgefühl besonderer Art Frau Theresa in einen jählings sich vor ihr auftuenden Abgrund zu reißen drohte, erschien wie eine Vision vor ihren geschlossenen Augenlidern ein weiter mondheller Tennisplatz mit weißen Kalkstrichen und straff gespannten hellen

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)