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sie anders denken. Nur drei Monate lag diese Verlobung zurück, – – und heute?!

Daß es zwischen dem Brautpaar noch nicht zum offenen Bruch gekommen, hatte eben seine ganz besonderen Gründe. Unter diesen Gründen spielte die Rücksichtnahme Eddas auf die Geheimrätin Gardner die allergeringste Rolle, obwohl das junge Mädchen ihre Schwiegermutter aufrichtig verehrte. Der Geheimrätin zuliebe jedoch ihr Lebensglück und ihre Zukunft zu opfern, wäre für Edda nie in Frage gekommen. Dazu kannte sie das Leben und sich selbst doch zu gut. Sie wußte, was die Ehe bedeutete, und ihre sittlichen Grundsätze waren zu gefestigt, um ihren Körper etwa für die Gardner’schen Millionen zu verkaufen. Der beste Beweis ihrer zielbewußten Denkungsart, die nicht nur dem Augenblick Rechnung trug, war der, daß sie ihre Stellung als Sekretärin trotz des entsetzten Widerspruchs ihrer Schwiegereltern beibehalten und ihrer Mutter nachdrücklichst verboten hatte, von Gardners auch nur die geringste Unterstützung oder gar kostbare Geschenke anzunehmen.

Edda von Bruck war äußerlich und innerlich eine echte, wahre Nachkommin des alten märkischen Adelsgeschlechts, – die letzte Bruck, wie sie zuweilen in stillen Stunden des Überprüfens ihrer Umwelt sich selbst sagte. Sie besaß jene klare, ruhige Schönheit, die auf jede künstliche Nachhilfe verzichten kann und verzichten muß, wenn sie nicht einen fremden Zug in das Gesamtbild hineintragen will. Das reiche blonde Haar, eine Schattierung

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)