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glichen sie einander: In dem frühreifen Zielbewußtsein ihrer Daseinsgestaltung. Im übrigen gab es keine Berührungsflächen zwischen ihnen, genau so, wie auch das Verhältnis zu Frau Theresa jeglicher wahrer Wärme entbehrte.

Nun war dieser Aprilabend herangekommen, der jählings wie mit rauher Sturmhand diese drei Menschen und ihre spärlichen Freunde und Bekannten in einen Wirbel neuen Geschehens hineinreißen sollte.

Heribert Gardner in seiner Sofaecke gähnte diskret und betrachtete mißbilligend die alte Stutzuhr auf dem Wandbrett, die soeben die elfte Stunde verkündet hatte. Er blickte etwas scheu zu seiner Schwiegermutter hinüber, die nach dem letzten sehr dünn und sehr nervenpeinigend aufklingenden Schlage der Stutzuhr die blonde Edda fragend und mahnend angeschaut hatte.

Gardner, dessen allzu regelmäßige, nichtssagende Züge selbst durch das eingefrorene überlegene Lächeln ihre Nüchternheit und deutlich spürbare erkünstelte Straffheit niemals verwischen konnten, stellte alles in allem den Typ jener goldenen Jugend und jener Lebemannswelt dar, die ohne innere Werte in einer Zeit der bewußten Verflachung jeglicher Persönlichkeitsmerkmale das eigene Ich trotzdem überschätzt und die bedenkenlos auf das zersetzende Schlagwort von mondänen kosmopolitischen Ansichten eingeschworen ist. Als einziges Kind schwerreicher Eltern, die ihn zunächst allzu sehr verwöhnt und dann mit Sorgen

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/32&oldid=- (Version vom 1.8.2018)