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im Hause zu verheimlichen. Für mich kamen Stunden, besonders nachts, wo ich droben im Laboratorium wie eine Schlafwandlerin hin und her schritt, nur nachts durfte ich mir etwas Bewegung machen, nur nachts konnten Mechler und ich Fluchtpläne schmieden, die alle aussichtslos waren. In einer dieser Nächte, als ich allein blieb und die Angst und die Verzweiflung und die Einsamkeit mich überwältigten, schlich ich hinüber in Mechlers Zimmer. Ich ahnte, daß er mich lieben gelernt hatte. Nie zeigte er es mir, er war nur der Freund und Leidensgefährte. Das trostlose Schicksal trieb uns zueinander, unser Leben war für mich nur das beglückende Gefühl, einen treuen Freund zu besitzen, für ihn bedeutete es die Erfüllung stillen Sehnens. Dann ließ die mißtrauische Wachsamkeit der Tuaregs etwas nach. Wir atmeten auf … Monate gingen hin … Ich … gebar mein Kind …“

Hilde Terkellen beugte sich über den schlummernden Säugling und weinte. „Du, du kleines ahnungsloses Geschöpfchen, wurdest Mechlers Verräter … Eines nachts stürmte Mechler ins Laboratorium …

„Alles ist verloren, Hilde …! Fliehe mit deinem Kinde … Das Weinen unseres kleinen Lieblings hat uns verraten, ich habe den Scheich der Tuaregs belauscht … Ein Dromedar steht bereit … Ich folge dir … Fliehe zum Wadi Tarbu, erwarte mich dort bei dem alten Baobab …“

Er log … Er wollte nur meine Flucht decken.

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/305&oldid=- (Version vom 1.8.2018)