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mehr zu sagen wußten. Im Grunde hielt nur noch eines sie zusammen: Tschandu!!

Und dabei kannten weder Heribert Gardner noch Edda von Bruck diesen Ausdruck und ahnten erst recht nicht, weshalb Frau Theresa es gegen den Widerstand der Behörden durchgesetzt hatte, daß ihre jüngere Tochter Tschanda, Theresa, Charta getauft wurde. In den Bekanntenkreisen Frau Theresas hatte man sich über diese Afrika-Schwärmerei, wie man es zu nennen beliebte, weidlich belustigt und sich im übrigen allmählich von der einst so verwöhnten und vielumschwärmten Frau unauffällig zurückgezogen, da deren Vermögensverhältnisse sich immer mehr verschlechterten. Es sickerte sehr bald nach Professor von Brucks vorbildlichem Heldentode in den Ruinen von Ain Halfa mit aller Bestimmtheit durch, dass Friedrich von Bruck seine Expeditionen und Forschungen größtenteils selbst finanziert und dabei seine Kapitalien bis auf einen geringen Rest verbraucht hatte, und auch dieser Rest schwand durch die Inflation völlig dahin.

Gegenüber alledem hatte die aus ihrer bisherigen Gesellschaftssphäre herausgerissene Frau eine immerhin erstaunliche Elastizität und Anpassungsfähigkeit bewiesen. Die Übergangszeit in die ärmlichen Verhältnisse, die durch die billige Mansardenwohnung in der alten engen Straße des Berliner Westens gekennzeichnet wurden, währte nur kurze Zeit.

Diese seelische Wandlung und dieses Sichabfinden mit einer im Grunde verhaßten Armut

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/30&oldid=- (Version vom 1.8.2018)