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aus dem Tempel an, warf mir einen Beutel mit Maria Theresien-Silberlingen zu, wie sie drüben in Abessinien als Münzen dienen, und befahl mir, ihm folgendes zu besorgen und nach einer Woche auszuhändigen: „Drei schmale Stahlfeilen, eine Rundfeile[1], Eisenblech von der Dicke frischen Grases (also einen Millimeter stark) und eine Pistole und ein Dromedar. Ich gehorchte, denn ich hatte Furcht, weil der Unsichtbare wie ein Toter stank …“

„Er stank wahrscheinlich anders“, murmelte Bewers und blickte Tschan dabei an.

Der Chinese bewegte die dünnen Lippen, und der Name, den er unhörbar formte, war für Bewers jetzt gar keine Überraschung mehr. Er hatte es plötzlich sehr eilig. „Bleibe hier sitzen, Osmali …“

„Exzellenz“, sagte Tschan zehn Schritte weiter, „Eisenblech und Feilen beweisen, daß der Tschandu irgendwie einmal Gelegenheit fand, seine Fesseln abzustreifen, daß er sich aber Schlüssel für seine Stahlfesseln zurechtfeilen wollte. Er tat es, und er war frei.“

Bewers starrte zu Boden und klopfte gegen seine Pistolentasche. „Ein schweres Problem, alter Tschan … Der Tschandu, – gewiß, seine Taten sind verjährt … Aber wir hier, wir sind zu wenige, um …“

Tschan hüstelte dünn. „Exzellenz, Sie verzeihen … Leben in der Leprasiedlung wirklich noch Aussätzige? – Ich zweifle daran.“

Bewers hob langsam den Kopf. Aus den

  1. Vorlage: Rundpfeile
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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/277&oldid=- (Version vom 1.8.2018)