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klägliche Menschenwrack auf dem faulenden Stroh, und Entsetzen und Übelkeit preßten ihr die Kehle zu. Der Gestank war unerträglich, atemberaubend, und das Bild des Mannes dort in Ketten inmitten der Unratberge scheuchte sie rückwärts.

„Oliver, – – du?!“ – mehr brachte sie nicht über die Lippen. Sie taumelte gegen die Felswand, warf dabei einen Wasserkrug um, zertrat eine Holzschale mit Früchten und Hirsekuchen und beobachtete mit stieren Augen, wie der Tschandu sich erhob, hörte die Ketten klirren und poltern und vernahm dann eine Stimme, die so gar nicht zu diesem kläglichen, schmutzstarrenden, in schmierige Lumpen gehüllten Manne paßte. Es war die volle, weiche, schmiegsame Stimme des Tschandu, des Reverend Oliver Brex, des Hassers Englands, des Herrn von Dscharani.

Da erwachte Theresa. Seine Worte weckten sie auf.

„Du solltest sehen, was ein Teufel aus mir machen wollte … – Es ist genug, Theresa. Dieses Bild meines Elends soll dir unvergeßlich bleiben, damit du mein späteres Tun verstehst. Kehre um … Erwarte mich an der verfallenen Treppe zum Marstempel … Geh, ich bitte dich. Es ist genug.“

Sie blieb … Sie liebte ja. Ihre Augen waren nicht mehr die eines Weibes, das vor diesem schmutzigen Gespenst zurückweicht. Erbarmen und Mitleid färbten ihre Augen mit Tränen.

„Oliver, – – kann ich dir nicht helfen?!“ stammelte sie flehend.

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)