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Säulen, auf denen ein flaches Spitzdach ruhte. Es war ein winziger altrömischer Tempel. Theresa war durch ihren Gatten immerhin etwas mit der Architektur Roms vertraut geworden. Diese ionischen Säulen, die offene Halle, die reichen Reliefs an den Wänden hatten einst die stolzen Legionäre des Weltreiches Rom zu feierlicher Andacht vor dem noch gut erhaltenen Altar und dem Standbilde des Kriegsgottes Mars vereinigt.

„Herrin“, sagte Osmali schlicht, „hiermit ist meine Aufgabe beendet. Der Herr der Steine bittet dich, vor diesem Altar auf den Stufen Platz zu nehmen und zu warten … Du erlaubst, daß ich mich entferne.“

Theresa war allein. Auf ihren Knien lag der leichte Karabiner, dessen kühle Metallteile ihr Mut gaben. Das Tal vor ihr, das sie bequem überblicken konnte, lag wie ausgestorben da. Trotzdem schrak sie zusammen, als unmittelbar hinter ihr eine eigentümlich dumpfe Stimme ertönte – wie aus einem langen Trichter: „Tritt hinter den Altar, Theresa … Die Treppe ist halb eingestürzt. Sei vorsichtig … Folge dem Stollen.“

Sie erhob sich, sie gewahrte einen Lichtschein, fand eine brennende Laterne und sah daneben ein noch glimmendes Zündholz. Das Metall der Laterne war noch kalt. Mutig schritt sie Stufe um Stufe hinab, immer hastiger, eilte sie den Stollen entlang, bis ein häßlicher Geruch ihre Nase traf und ihren Eifer dämpfte.

Nach zwei Biegungen, dann sah sie das

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/254&oldid=- (Version vom 1.8.2018)