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zur Leprakolonie, der jedoch wie mit einer Harke oberflächlich geglättet schien. „Riechen Sie’s, Major? Das ist Karbol. Dieser Doktor Ibrahim Mostar, der Nachfolger des liebenswürdigen Deutschen Mechler, desinfiziert sogar den Vorplatz.“ Er war mit ein paar langen Sätzen am Tor. „Hallo, Doktor … Sind Sie’s?“

Hinter der zweiten inneren Pforte war trotz des Zwielichtes und der Büsche eine schlanke Gestalt im weißen Arztkittel zu erkennen. Bewers, dessen geschärfte Sinne aufnahmefähiger als sonst waren, hatte sich plötzlich daran erinnert, daß er hier nachmittags den alten Gauner Themistokles Menelos innerhalb des Stacheldrahtverhaus zu erkennen geglaubt hatte, nun kam noch anderes hinzu, einem ungewissen Verdacht eine bestimmte Form zu geben. Bewers kannte den Sudan genau. Er war ein leidenschaftlicher Jäger, nebenher besaß er streng wissenschaftliche Neigungen. Als Gouverneur, der mit der Spezialaufgabe betraut war, den Rauschgifthandel auszurotten, mußte er vielseitig, niemals einseitig sein. Es war ganz ungewöhnlich, daß man den Sandboden vor dem Eingang einer so fest gegen die Außenwelt abgeriegelten Leprakolonie, deren Insassen, selbst Ärzte und Pfleger und Aufsichtspersonal, nie mehr diese Stätte verlassen durften, derart stark mit Karbol tränkte und nachher noch mit großen trockenen Distelbüschen glättete, denn das war hier geschehen, wie Bewers sofort an den Kratzern im Sande gemerkt hatte. Er hatte sogar noch mehr festgestellt. Darüber schwieg er zunächst.

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)