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Es war auch kein seichtes, abgenutztes Wortgeplätscher, es war das fanatische Ringen eines Feuergeistes um die Liebe eines Weibes, die diesem düsteren Gottesstreiter den Nymbus eines antiken Heros verlieh, wie etwa die feingeschliffenen Verse eines Homer ihn zu schildern vermögen.

„… Theresa, Menschen, die das Schicksal füreinander bestimmt hat, bedürfen nicht endloser Wochen, um sich gegenseitig auf dem üblichen Wege konventionellen Verkehrs lieben zu lernen. Liebe lernt man nicht, Liebe fliegt dem Begnadeten zu wie der Duft jener afrikanischen Jasminsträucher dort, den auch keine Macht der Welt zu unterdrücken vermag, es sei denn, man tötete jene zartroten Blüten durch Feuersgewalt … Liebe, die von der Vorsehung geschenkt wird, gleicht dem Fluge jener Kranichscharen dort über uns, deren Flügel du rauschen hörst und deren Wanderfahrten zu neuen sicheren Horsten von einem göttlichen Naturgesetz bestimmt werden, genau wie das Suchen und das Sichfinden zweier Menschen …“

Oliver Brex hatte sich erhoben, hatte gleichzeitig Theresa in die Arme genommen und sie sanft an sich gepresst. Gerade die feinfühlige Zurückhaltung dieser ersten Liebkosung entwaffnete die halb betäubte, halb willenlose Frau so vollkommen, daß sie sich voller Hingebung in seine Arme schmiegte und sich mit ihrem überwachen Geiste wirklich einredete, an ihr wäre ein unbegreifliches Wunder geschehen und sie hätte tatsächlich jenen Grad von innerer Reife und geistiger

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/24&oldid=- (Version vom 1.8.2018)