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aus den vornehmsten Kreisen seiner englischen Heimat, legte sich mit sanftem Druck auf Theresas übereifrige, freudige Hände und hielt sie mit leicht sich verstärkendem Druck fest umklammert.

„Man applaudiert im Theater zu den erfundenen Schicksalen von Fantasiefiguren und zu den Leistungen der Schauspieler, Theresa …“, sagte er mit unmerklichem Tadel. „Man applaudiert nicht zu den Wirkungen eines Göttergeschenkes, wie es das Tschandu darstellt … Das ist Entweihung, Profanierung. Wenn ich dir, Theresa, dieses Köstliche darbot, dann geschah’s nur deshalb, um die herkömmlichen Hemmungen deiner Seele zu lösen und dir wie in einem Zauberspiegel dein wahres Selbst zu zeigen. Bisher warst du nur ein Schmetterling, dessen Farbenpracht lediglich aus allerfeinsten Stäubchen bestand, wie Bewers nicht ganz unrichtig bemerkte.

Er neigte sich vor, und sein warmer Atem traf zärtlich ihre glühenden Wangen.

Theresa von Bruck kam es gar nicht in den Sinn, daß dieser Mann, den sie erst vor einer Stunde kennengelernt hatte, hier über alle Begriffe menschlicher und gesellschaftlicher Moral mit einer Selbstverständlichkeit sich hinwegsetzte, als ob ihm alles gestattet sei, als ob er nicht im geringsten daran zweifelte, mit seiner unvermittelten Liebeserklärung bei ihr auf keinerlei Widerstand zu stoßen.

Nichts, was da wie ein glitzernder Quell über seine Lippen strömte, dünkte ihr leere Phrase.

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/23&oldid=- (Version vom 1.8.2018)