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eines berühmten Mahdisten-Feldherrn hatte weit mehr Eisen im Feuer, als irgend jemand ahnen konnte.

Edda betrat jetzt die äußerste Westgrenze der Oase, wo einst die Bergwerke von Tausenden von Sklaven und Kriegsgefangenen in Betrieb gehalten worden waren. Hohe Geröllhalden türmten sich hier auf, dichtestes Buschwerk wucherte an fruchtbaren Stellen, – Edda umklammerte ihren Karabiner fester und wurde noch vorsichtiger. Menschen hatte sie hier wohl kaum zu befürchten, aber Rolf hatte sie eindringlichst vor wilden Bestien gewarnt. Nur die Sehnsucht nach dem Geliebten, nur das jäh erwachte heiße, gesunde Blut in ihr trübte vielleicht ihre angespannten Sinne …

Mossala Dschin sah die dunkle Gestalt näherhuschen, warf sich lang zu Boden und beäugte die fremde Erscheinung. Die Nacht war dunkel. Des Sultans Augen besaßen die Eigenschaften der Katze. Er erkannte Edda, er lächelte in grimmem Triumph, die Furcht, die er soeben noch angesichts der Jammergestalt des Tschandu empfunden, schwand dahin. Mossala war ein rascher Denker. Seine Intelligenz überragte jeden Durchschnitt. Sein Ehrgeiz aber war ohne Maß und Ziel. Und dieses zügellose Geltungsbedürfnis, dieser verlockende Gedanke, einst den Sudan abermals in Flammen aufgehen zu lassen und seine Person in den Mittelpunkt einer neuen Epoche Afrikas zu stellen, berauschte ihn und – dies war das Große an ihm – raubte ihm doch nicht die kühle, sogar

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/222&oldid=- (Version vom 1.8.2018)