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gesprengt worden. Sie fühlte sich über sich selbst hinaus wachsen, selbst die leichte Mattigkeit, die als Folge eines unbedeutenden Malariaanfalles zurückgeblieben war, schien wie weggezaubert, all ihre Sinne zeigten eine erhöhte Aufnahmefähigkeit und Spannkraft, ihr Gehör, selbst ihre Augen hatten teil an dieser wunderbaren Anfeuerung, und kaum war sie sich nun dieser verblüffend schnellen, im einzelnen kaum zu zergliedernden Wirkung bewußt geworden, als sie kindlich-lebhaft wie ein Backfisch über ein köstliches Geschenk in die Hände klatschte und dem Reverend zurief:

„Ein Wunder hat sich an mir vollzogen, und es ist weit schneller eingetreten, als Sie mir prophezeiten, Mister Brex …“

Die Mondscheibe war derweil weiter gewandert und hüllte das farblose Asketengesicht des Missionars in ein unirdisch bläulich-grünliches Licht.

Er lächelte wieder. Es war nicht das Lächeln eines mit kaltem Raffinement auf die Untergrabung der Willenskraft dieser schönen, leider innerlich so leeren Frau ausgehenden Schurken.

Nein, – sein bis dahin so starres Antlitz erstrahlte nun in einer tiefen, warmen Zärtlichkeit und glich bei dieser Beleuchtung einer eigentümlich gefärbten Bronze irgendeines altgriechischen Gottes, der den Sehnsüchtigen mild-gütigen Herzens ein ungeahntes Liebesglück beschert.

Seine schmale, trotzdem muskulöse Hand, die genau so gepflegt war wie die einer Weltdame

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/22&oldid=- (Version vom 1.8.2018)