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würde auch durch die Folterqualen, die andere litten, nicht mehr berührt werden. Dem Tschandu würde alles, alles gleichgültig sein.

„Brex!“

Der Angeredete hob kaum den Kopf.

„Brex, Tschanda, dein Kind, wird hier vor deinen Augen meine Geliebte werden! Begreifst du das?!“

„Ja. Ich weiß, du bist ein Lügner“, erwiderte Brex undeutlich und hustete hohl. „Ich erklärte dir schon einmal, daß ich in dieser Einsamkeit eins mir erworben habe, was mir noch fehlte, um vollkommen zu sein: Ich träume viel, und ich träume logisch und die Wahrheit!“

„Du bist ein Narr! Niemand träumt die Wahrheit.“

Brex hustete wieder krächzend. „Ich bin … Hellseher geworden in dieser ewigen Finsternis … Soeben träumte ich, daß du ein entsetzliches Ende fandest und daß mein Kind lebt und daß nur das Skelett einer jungen Negerin neben anderen Gebeinen auf sandigem Felsboden ruht. Du bist ein Lügner, Mossala Dschin …“ – Er sprach das alles in einem Atem ohne Pausen, eintönig, matt, gleichgültig, aber um so eindrucksvoller, weil er keine großen Phrasen wählte.

Der Sultan konnte sich eines Gefühls des Unbehagens nicht erwehren. Vielleicht war es auch Furcht …

„Schwätzer!“ preßte er hinter den Zähnen hervor. „Du hast noch genug Verstand, um die Leiden anderer zu begreifen, und du wirst mit

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)