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weg und stellte Edda dann mit kraftvollen Armen auf die Füße. Sein Gesicht strahlte zwar noch im Widerschein der seligen Minuten, aber die scharfen Faltenwülste um Mund und Kinn bewiesen, daß dieser Mann niemals über einem Liebesrausch die zwingenden Gebote der Gegenwart vergessen würde. Bisher war kein Wort über Tschanda gefallen. Rolf liebte keine langatmigen Erklärungen.

„Wir haben Tschanda gefunden, und auch Hauptmann Simkinson weilt in Osmalis Hütte. Brechen wir auf, Edda. Ich fühle es, die Dinge treiben einer Entscheidung entgegen, bei deren Entwicklung ich nicht abseits stehen darf.“ Sein Blick schweifte sinnend in die Ferne, als suchte er dort irgendwie eine Erklärung zu finden für den ausgeglühten, verzierten Büchsenlauf, den er aus der Glutasche des Baobab geborgen hatte. Niemals mehr seit jener Stunde, da er ein erstes Erinnerungszeichen an die verschwundene Schwester auf diese Weise entdeckt hatte, war Hilde aus seinen Gedankenkreisen durch andere Vorfälle verdrängt worden. Er sprach nie darüber, genau wie er es in Berlin nicht gewünscht hatte, daß die Verschollene erwähnt würde. Aber er war ein sehr scharfer Beobachter, und wenn Pelcherzim und Tschan sich der Hoffnung hingaben, ihr bedrücktes Wesen wäre Terkellen verborgen geblieben, täuschten sie sich gründlich.


Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/191&oldid=- (Version vom 1.8.2018)