Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/147

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Bewers, der sich übrigens im Weltkrieg an der Flandernfront ausgezeichnet hatte und schnell befördert worden war, im übrigen über des Sultans „Pietät“ dachte, behielt er wohlweislich für sich.

Auf Frau Theresa hatte das Gemälde vom ersten Augenblick an eine geradezu magische Anziehungskraft gehabt. Nach ihrem spätabendlichen einsamen Erlebnis vor acht Tagen an den Tennisplätzen des Gouverneurpalastes in Chartum war sie innerlich wie ausgewechselt. Die Vergangenheit hatte für sie ein so verändertes Aussehen erhalten, daß die Rückwirkungen auf ihr bisher so wenig gefestigtes Gefühlsleben nicht ausbleiben konnten. Äußerlich gab sie sich wie bisher betonte sogar ihre Oberflächlichkeit, Gefallsucht und ihr Geltungsbedürfnis bewußt noch stärker. Sie hatte ihre Gründe dafür.

Frau Theresa hatte Eddas Erscheinen im Audienzsaal nicht bemerkt. Regungslos stand sie vor dem Bilde, versunken in Erinnerungen, die nunmehr sonnenhell und ohne jede Trübung waren, und gleichzeitig besorgt und angstvoll darüber nachgrübelnd, wie die Gegenwart mit ihren schwierigen Fragen mit diesem Einst zu einem harmonischen Ausklang gebracht werden könnte.

Edda sah nur das Profil der Mutter, aber der tiefe Schmerz, den Theresas Züge verrieten, und der sinnende, bange Blick konnten ihr nicht verborgen bleiben. Die Vorhalle war erfüllt von farbigem Sonnenlicht, das durch die bunten oberen Fenster hereinfiel. Ein schwacher Duft von

Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/147&oldid=- (Version vom 1.8.2018)