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schämen, so unverblümt einem Mann den Tod zu wünschen, an den er in keiner Weise auch nur im entferntesten heranreiche. Sie fieberte vor Empörung, und dies um so mehr, als Heribert schamlos genug war, in Gegenwart Terkellens diesem gegenüber hier ein so respektvolles Benehmen zu heucheln, als ob er des anderen geistiges Übergewicht neidlos anerkannte.

Ein Geräusch hinter ihr zwang sie, ins Zimmer zurückzutreten. Fatima, ihre junge Dienerin mit den dunklen Mandelaugen und dem merkwürdig traurigen Zug um den Mund, war erschienen, um sich nach den Wünschen ihrer Herrin zu erkundigen. Schon längst hatte Edda das bescheidene hübsche Mädchen einmal fragen wollen, was ihre junge Seele – Fatima war kaum vierzehn Jahre alt und doch schon völlig erblüht – so sehr bedrücke. Heute fiel ihr, obwohl ihre Gedanken völlig von der Sorge um Terkellen in Anspruch genommen waren, ein ängstlicher, scheuer Zug im Antlitz der hellhäutigen Beduinin auf, und ohne Zögern nahm Edda die Gelegenheit wahr, diesem halben Kinde einen Beweis ihrer Teilnahme und ihrer Zufriedenheit zu geben.

„Hast du irgendein Leid zu tragen, Fatima?“ meinte sie mit so weicher Herzlichkeit, daß die Araberin wie überrascht aufhorchte und sie ganz eigentümlich anblickte. „Du kannst dich mir getrost anvertrauen, Kind …“, fügte sie noch wärmer hinzu und legte dem Mädchen ihre Hand auf die Schulter. „Sprich dich doch aus … Was bedrückt dich?“

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/143&oldid=- (Version vom 1.8.2018)